Medizin gegen „Aufschieberitis“
FACHHOCHSCHULE Worms: Erstsemester befassen sich im Seminar mit Zeiteinteilung und anderen „Stufen zum Erfolg"
Jeder Student kennt das Problem: Die nächste Klausur steht an und plötzlich hat man so viel zu tun. Putzen, aufräumen, einkaufen und kaum hat man sich versehen, sitzt man im Hörsaal, das Aufgabenblatt liegt auf dem Tisch und mit einem Mal weiß man: Irgendetwas mit meiner Zeiteinteilung hat nicht gestimmt.
Das sollte den Kommunikationsinformatik-Studenten der Fachhochschule nicht passieren. Als erste Hochschule Deutschlands arbeitet die Wormser mit der Stiftung „Stufen zum Erfolg" zusammen. Sie hat es sich zum Ziel gemacht, junge Menschen fit zu machen für beruflichen und persönlichen Erfolg. Die Stiftung setzt sich dafür ein, dass der Erwerb von Schlüsselqualifikationen im deutschen Bildungssystem verankert wird. Stiftungsgründer Professor Dr. Hardy Wagner, selbst jahrelang Dozent an der Hochschule in Ludwigshafen, weiß, wie wichtig Schlüsselqualifikationen, die so genannten „Soft Skills", sind. Bundesweit bietet die Stiftung Seminare an, in denen auf der Grundlage des von Wagner entwickelten methodischen Ansatzes Schlüsselqualifikationen vermittelt werden. In Worms übernahm der erfahrene Dozent selbst die Rolle des Referenten.
Der Stufenansatz für den beruflichen Erfolg besteht aus vier aufeinander aufbauenden Bausteinen. Der Ansatz berücksichtigt alle Lebensbereiche eines Menschen, strebt den Einklang von Beruf, Familie sowie Freizeit oder außerberuflichem Engagement an. Die vier Bausteine sind der Erfolg durch Berufsziel-Entwicklung oder Karriere-strategie, Erfolg durch Persönlichkeit sowie individuell-optimale Kommunikation und Erfolg durch lebenslanges Lernen und Wissensmanagement. Diesmal stand „Erfolg durch einen individuell-optimalen Umgang mit der Zeit (Selbstmanagement)" auf dem „Lehrplan". Die Erstsemester hören ihrem Dozenten gespannt zu, denn schließlich wissen sie bereits: In dem Seminar geht es vor allem auch darum, sich selbst einzubringen, Aufgaben zu erledigen, mitzureden. Wagner setzt auf Interaktion.
Informatik-Studenten: Soft Skills sind wichtig
Daniel Rehm, Robert Rudolph, Pascal Dauer und Heiko Keller nutzen die Kaffeepause, um eine erste Tagesbilanz zu ziehen. Die Zeiteinteilung sei für einen Studenten schon wichtig, räumen sie ein. Deshalb wissen sie nun auch, was es mit „Zeitdieben", „Zeiträubern" und „Zeitfressern" auf sich hat. Auch sonst seien in ihrem Studiengang viele Soft-Skill-Fächer untergebracht, erklären die vier und finden es deshalb nicht ungewöhnlich, sich als Informatiker mit solch „weltlichen" Dingen wie der Zeiteinteilung auseinanderzusetzen. Doch was halten sie persönlich von diesem Seminar? „Es hilft schon weiter, man nimmt einige wichtige und hilfreiche Dinge mit", sind sich Pascal und Daniel einig. Die anderen nicken zustimmend.
Im nächsten Arbeitsschritt sollen die Studierenden einen Aufgabenplan für die kommende Woche erstellen. Wagner lässt die jungen Leute erst einmal machen, dann werden die Ergebnisse besprochen. Wagner arbeitet mit eingängigen Merksätzen, lebensnahen Beispielen und Fallstudien, die den Studierenden das Verständnis erleichtern. „Prokrastination" nennt er „Aufschieberitis", als handele es sich um eine Krankheit, und erklärt den Studierenden auch gleich, wie diese „therapiert" werden kann.
Prof. Dr. Hardy Wagner erläutert im Beisein von Prof. Dr. Elisabeth Heinemann (r.) die „Stufen zum Erfolg". Foto: photoagenten / Rudolf Uhrig
Keine Kommentare vorhanden