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Zirkuläres Fragen: Systemische Therapie in Fallbeispielen: Ein Lernbuch

Autor Fritz B. Simon und Christel Rech-Simon:
Verlag sonstige
Seiten 291 Seiten
ISBN 978-3-89670-693-5
Preis 29,95

Fritz B. Simon und Christel Rech-Simon möchten dem Leser in ihrem Buch das zirkuläre Fragen näherbringen. Hierzu stellen sie Niederschriften ihrer Therapie-Sitzungen vor. Anfangs war ich skeptisch, ob man lediglich anhand von Sitzungs-Transkripten wirklich das Fragen lernen kann. Denn das Buch ist in seinem Untertitel als „Lernbuch“ bezeichnet. Die Skepsis ist zwar geblieben, aber ich habe dennoch einige neue Sichtweisen erhalten.

Das Therapeuten-Paar stellt in seinem Buch verschiedene Transkripte vor. Diese zeigen unterschiedliche therapeutische Interview- und Interventionstechniken. Jede Sitzung ist dabei einem bestimmten (familiären) Kontext gewidmet. Die Probleme sind vielfältig: Von Spielsucht über Depressionen bis hin zu einer pubertierenden Tochter. Zwar überwiegen Paar- und Gruppengespräche. Jedoch wird auch der Einblick in verschiedene Einzelsitzungen gewährt. Jedes Protokoll gibt den Inhalt der Therapie-Stunde Wort für Wort wieder. Darin eingeflochten sind gelegentlich Kommentare der Autoren. Diese erleichtern erheblich das Verständnis des zuvor Geschehenen. Zumal die wortwörtliche Darstellung doch nicht gerade leicht zu lesen ist. Zwar mag es für die Authentizität und den „Lern“-Effekt wichtig sein, die Sitzungen in dieser Weise niederzuschrieben. Allerdings steht dem der Wunsch des Lesers nach einer klaren und verständlichen Wiedergabe gegenüber. So gibt es einige Stellen, an denen auch ohne eine detailgetreue Niederschrift das Wesentliche und gerade auch Entscheidende hätte vermittelt werden können.

Ohne die Kommentare wäre so manches im Dunkeln geblieben. Leider hätten diese des Öfteren ausführlicher sein können, mehr auf den Hintergrund der Frage oder der Intervention eingehen können. Dafür gehen auch die Autoren kritisch mit sich ins Gericht. Sie zeigen auf, wo Fehler geschehen sind und wie sich diese wieder „ausbügeln“ lassen, wie wieder zurück auf den Weg gefunden werden kann. Darüber hinaus wird in diesen Kommentaren auch auf die theoretischen Grundlagen und Hintergründe eingegangen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Einbeziehung der Systemischen Therapie. So wird an manchen Stellen dargestellt, wie sich diese geschilderte Situation systemisch interpretieren lässt und welche Schlüsse daraus gezogen werden können. Darauf aufbauend wird nunmehr das weitere Vorgehen erklärt. Dabei wird Wert darauf gelegt, diese Schritte in den systemischen Kontext einzubetten.

Das Ende bildet der – in meinen Augen etwas zu kurze – „theoretische“ Teil. Dort wird zunächst der idealtypische Ablauf einer Therapiesitzung dargestellt. Fragen werden aufgezeigt, die sich in dem jeweiligen Therapie-Stadium als nützlich erweisen können. In den zwei folgenden Abschnitten wird auf die Themen „Fragen“ und „Interventionen“ eingegangen. Verschiedene Typen werden vorgestellt. Hier hätten ausführlichere Erklärungen sicher nicht geschadet. Nützlich wäre zudem gewesen, die Beschreibung der einzelnen Fragen oder Interventionen mit den Transkripten zu verknüpfen. So hätte der Leser die Möglichkeit erhalten, sich die einzelne Strategie nochmals im therapeutischen Kontext zu vergegenwärtigen. Zumindest ausführlichere Beispiele wären an diesen Stellen wünschenswert.

Wer als Therapeut, Coach, Berater oder Mediator im Berufsleben damit befasst ist, hinter die Mechanismen zu sehen, der findet in diesem Buch eine erste Hilfestellung. Der Wert von Frage wird in diesem Werk in den Vordergrund gestellt. Und es gibt
neue, teilweise auch unkonventionelle Ideen für Interventionen.

Achim Zimmermann

Achim Zimmermann