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Wunderbare Zeiten

Autor Brigitte Riebe
Verlag Wunderlich
ISBN 978-3-805-20334-0

„Die Schwestern vom Ku’damm (Die 50er-Jahre-Trilogie, Band 2) folgt auf „Jahre des Aufbaus“ und geht Band 3 voraus „Tage der Hoffnung“. Auf mehr als 450 Seiten (plus Chronologie der Echtzeit S. 455ff.) geht es um das Leben und Handeln rund ums Kaufhaus der Schwestern Thalheim …

Eine dichte Folge
…von Ereignissen erlebt Leser hier „nach“, primär aus Sicht der dynamischen Mittel-Schwester Silvie, ihres Zeichens Rundfunk-Journalistin: „Aufbruch, Petticoats und Rock ’n‘ Roll – drei Schwestern und ihr Kaufhaus am Ku’damm in turbulenten Zeiten. Teil 2 der packenden 50er-Jahre-Trilogie von Bestseller-Autorin Brigitte Riebe. Berlin, 1952: Man muss das Leben tanzen, das war schon immer Silvie Thalheims Motto. Während für Schwester Rike das Kaufhaus am Ku’damm an erster Stelle steht, will Silvie nach der dunklen Zeit des Krieges nur eins: das Leben in vollen Zügen genießen. In den Wirtschaftswunderjahren laufen die Geschäfte ohnehin bestens, das Kaufhaus Thalheim bietet die neueste Mode an. Petticoats und Nylonstrümpfe, dazu feine Kollektionen aus Italien. So träumt Silvie ihren eigenen Traum: als Rundfunkredakteurin beim RIAS Karriere zu machen. Doch seit ihr Zwillingsbruder aus dem Krieg heimgekehrt ist, hat sich die Dynamik in der Familie verändert. Oskar soll das Unternehmens leiten, gibt sich aber lieber dem Rausch durchfeierter Nächte hin. Als dann auch noch ein verhasster Konkurrent die Geschäfte torpediert und den Thalheims alles zu nehmen droht, wird Silvie klar, dass sie Verantwortung für das Kaufhaus und ihre Familie übernehmen muss…“. Drogen, Homosexualität, Wirtschafts-Kriminalität poppen als (Dauer-)Themen auf – und nur einige der dichten Stränge dieser sechs Jahre führen zu einem happy-ending, was den Roman erst realistisch erscheinen lässt.

Zeiten-Bilder
…zeichnet die Autorin, durchaus comicesk: Wie in Comics die Sprüng zwischen den Panels den Betrachter fordern, das Kopf-Kino anzustellen, nutzt Brigitte Riebe dieses stilistische Mittel, Passagen einfach „auszulassen“. D.h. Leser wird vorbereitet auf ein Geschehen, im nächsten Kapitel haben die Protagonisten dieses bereits hinter sich gelassen – ein kurzer Rückblick fasst zusammen, schon geht´s weiter… Wie auch die Chronik am Ende des Bandes belegt (das eigene Erinnern stützend, sei es ein echte, sei es ein nacherzähltes – S. 455ff.), führt die Autorin ihre Leser entlang echter Historie der noch jungen BRD, in Berlin natürlich parallel zur DDR (damals noch Ostzone) – mit vielerlei Indizien, die aus der heutigen Sicht schließlich zum Mauerbau führten (wohl Thema im Folgeband?!). Anti-Semitismus als Nacherzählung zur Nazi-Zeit wie durchaus noch unterschwellig weiter wabernd in damaliger Jetzt-Zeit ist laufend thematisiert, auch via einiger der handelnden Figuren… Literaten und andere Künstler haben ihre Auftritte genauso wie Politiker, siehe: Willy Brandt, vom Berliner Journalisten in die Politik. Also unterhaltsam wie informativ, dieser Roman rund um eine Berliner Kaufhaus-Dynastie … HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter