Worüber wir sprechen, wenn wir über Bücher sprechen
Autor | Tim Parks |
Verlag | Kunstmann |
ISBN | 978-3-95614-130-0 |
„Ein Buch über das Lesen, nach dem man mehr lesen möchte, und ein Buch über das Schreiben, das gelesen werden muss“ wird The Guardian auf dem Rücktitel zitiert. Vom ersten Teil sollten Sie sich kaum abschrecken lassen – und dem zweiten Halbsatz kann ich eh nur zustimmen … Dies ist ein Sachbuch – und dieser Autor schreibt tatsächlich höchst vielseitig, Genres sprengend:
Die Rollen des Autors
Doch das ist nur eine seiner vielen Facetten, Belletristik wie Sachbuch zu bedienen – und die Texte Anderer zu übersetzen. Seit vielen Jahren lehrt er Kreatives Schreiben und bildet Studierende aus – übrigens in Mailand, ein „globaler Mensch“ in gewissem Sinne. Übrigens eines der Themen, das er anspricht, aufgeteilt in vier Perspektiven mit gesamt 33 Kapiteln: Die Welt des Buches – Das Buch in der Welt – Die Welt des Schriftstellers – Schreiben rund um die Welt. Die Kapitel jeweils konzentriert auf wenige Seiten, als Häppchen entzerrt zu genießen und natürlich auch gezielt aufzusuchen, wenn Sie das bevorzugen. Eher essayhaft geschrieben, regen diese Texte zum Bestätigen oder auch zum Widerspruch an – bieten eine Menge Gedanken-Anstöße, so oder so.
Darüber reflektiert er…
„Als Autor, Übersetzer und Kritiker ist Tim Parks geradezu prädestiniert dafür, alle Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem Buch stellen sei es als Leser, Autor, Kritiker, Juror , zu untersuchen: Muss man jedes Buch, das man angefangen hat, auch auslesen? Was prägte mein Lesen? Was ist literarischer Stil? Brauchen wir Geschichten? Ist Copyright wichtig? Warum sind Leser unterschiedlicher Meinung? Was bedeuten literarische Preise? Für Tim Parks gibt es keine Gewissheiten. Die Neugier und die Skepsis, mit der er den Literaturbetrieb und seine Protagonisten betrachtet, sind so provozierend wie amüsant. Was Leser von Büchern wollen und welche Bedeutung Literatur heute hat, leuchtet Tim Parks neu aus. Seine Essays sind voller literarischer Anspielungen und Anekdoten, so klug wie witzig und lebensnah. Wie wollen wir lesen? So, wie Tim Parks es vorschlägt.“ … oder auch anders: Wie vielseitig Lesen wie Schreiben ist (oder zumindest sein kann), mindestens das entnimmt Leser diesem „Lese- und Schreibe-Buch“.
Anmerkungen des Rezensenten
… der hier eine Art Bruder im Geiste meint entdeckt zu haben, denn die „Kritiker-Rolle“ von Tim Parks meint ja eben auch: rezensieren. Gewundert hat mich, dass im Kapitel „Sich zu Tode schreiben“ ausgerechnet Hemingway gefehlt hat, siehe Hardys und Faulkners „Sauftouren“ (S. 186), doch fehlt er durchgängig. Die höchst egozentrierte Sicht „Amerikas“ auch und gerade bei Literatur poppt immer wieder auf – wie passend zum derzeitigen Geschehen in Zeiten von Trump! -, so auch S. 212: „Umgekehrt importiert Amerika sehr wenig – nur drei bis vier Prozent der in den USA veröffentlichten Romane sind Übersetzungen …“. Und generell, was heißt das, wenn Menschen Gelesenes reflektieren, bezogen auf Sprache = Kommunikation? „…inwieweit kann uns Literatur eine andere Welt wirklich nahebringen, wenn sie alles immer im sicheren Medium unserer eigenen Sprache wiedergibt, exakt so, wie wir sie verwenden, [kursiv im Or.] mit all den Redewendungen …, die ihr zu eigen sind?“ Gezielt natürlich (auch) auf Übersetzungen, ein zentrales Handlungs- und Reflexions-Momentum bei Parks … HPR