Wo gute Ideen herkommen
Autor | Steven Johnson |
Verlag | scoventa |
ISBN | 978-3-942073-10-3 |
„Eine kurze Geschichte der Innovation“ soll möglicherweise an Stephen (!) Hawkings Erfolgstitel „Eine kurze Geschichte der Zeit“ anklingen – jedenfalls habe ich beim Lesen überraschend viele Eselsohren hinterlassen, bei den sieben vom Autor identifizierten Ansätzen fürs Innovieren, die da sind: Das Nächstmögliche (was liegt nahe?) – flüssige Netzwerke (siehe die „schwache Verbindung“) – die langsame Ahnung (weil durch immer wieder neue Ansätze wachsend) – Serendipität (glücklicher Zufall) – Irrtum (denke an das Post-It bei Xerox) – Exaptation (Ausweiten, Verlängern von Nutzen) – Plattformen (etwa „freie Zeiten“ zum Spielen bieten). Stadt und Social Media sind zwei jener Verdichtungen von Kontakten, die der Autor als Innovationstreiber identifiziert hat: Erst Städte haben die explosionsartige Vermehrung innovierender Ideen ermöglicht, in einem Verhältnis, das jenes der Extrapolation via Verdichtung der Bevölkerung deutlich übersteigt. Das Riff dient ihm als natürliches Beispiel für entstehende Vielfalt, die jene im umgebenden Meer wie auch umschlossenen Land exponentiell schlägt – hier zitiert der Autor Darwin, wie auch abschließend wieder … „Grundsätzlich trifft es natürlich zu, dass Ideen in Köpfen geboren werden, aber diese Köpfe stehe immer mit einem externen Netzwerk in Verbindung, die den Informations- und Inspirationsfluss bereitstellen, aus dem große Ideen entstehen“, diskutiert Johnson Arthur Koestler (S. 72). Kollektaneenbücher (im England des 71. Und 18. Jh. „commonplacing“ genannt) bieten eine exzellente Grundlage fürs Innovieren, durch Anlegen einer persönlichen Enzyklopädie aus inspirierenden Textpassagen eigener Lektüre und Gedankenblitzen (S. 98f.). Er zitiert eine Studie des Hirnforschers Robert Thatcher: „Im Phase-Lock… erledigt das Gehirn Routineaufgaben, setzt vorgefasste Pläne um oder folgt bestimmten Gewohnheiten. Im Chaos-Modus verarbeitet es neue Informationen und erprobt neue Strategien, um auf veränderte Situationen zu reagieren.“ (S. 118f.) „Stöbern in Bibliotheken oder Buchhandlungen führt in der Tat zu unvorhergesehenen Entdeckungen, aber die Vernetztheit des Web … machen es weit einfacher, beim Browsen über Unerwartetes und Geniales zu stolpern…“ (S. 133) Es geht um den Einfluss von Störern in der Gruppe (S. 156f.) wie auch darum, wie (durch Exaptation) neue Erzähltechniken in die Literatur einsickern (S. 174f.): Johnson hat eine Fülle von Beispielen, die Innovationstreiber belegen wie auch illustrieren. Es geht um Kraft der schwachen Bindungen, worauf auch Gladwell in „Tipping Point“ hingewiesen hat. In den „Schlussbemerkungen“ geht es ums Wirken von Vernetzung, die offenbar den stärksten Treiber darstellt, wie der Autor durch Zuordnen von Innovationen über die Jahrhunderte belegt: Erst durch die wachsenden Möglichkeiten der Vernetzung (siehe Städte-Entwicklung, siehe auch WWW!) ergeben sich exponentielle Einflüsse (siehe u.a. Grafik S. 249 für „1800 bis heute“). Wer die Treiber anhand konkreter Innovationen (herkömmlich gerne „Erfindungen“ und „Entdeckungen“ genannt) nachvollziehen möchte, kann dies anhand der Chronologie ab S. 271ff. bestens tun: Herrliche Grundlagen u.a. für Kreativitäts-Seminare und Produktentwicklungs-Workshops … HPR