Wir mögen dich so, wie du bist
Autor | Annette von Rantzau |
Verlag | sonstige |
Seiten | 225 Seiten |
ISBN | 978-3-85165-886-6 |
Preis | 24,90 |
Eigentlich dient dieses Paperback dazu, Sprößlinge fürs Internat zu gewinnen, für ein konkretes, das von der Autorin geführt wird. Andererseits ist es darüber hinaus interessant, sich mit dem Thema Erziehung, Entwicklung und Aus- und Weiterbildung „von klein auf“ auseinander zu setzen. Denn der Untertitel macht Appetit: „Stärken stärken und Schwächen schwächen in der Gemeinschaft“. Frau v. Rantzau stellt ihr persönliches Erziehungs-Konzept vor und leitet dann in einem zweiten Teil über auf die Internats-Akquise (Progressive Pädagogik in der Praxis). Was die Fallbeispiele Internat – neben ihrem „eigenen“ – angeht, zitiert sie viele literarische Exempel, bis hin zu Hogwarts… Doch der Reihe nach: Für Ihre eigenen Grundsätze greift sie auf diverse Lernforscher wie auch Reformpädagogen zurück, etwa Hartmut von Hentig, trotz aller Fehltritte (Odenwaldschule & Co.) natürlich nach wie vor beachtenswert. Drei große Herausforderungen gebe es lt. Karl-J. Kluge für einen Heranwachsenden, „aus denen sich entsprechende Erziehungs- und Bildungsaufgaben ableiten lassen:
1.Er muss sich in der physikalischen Realität zurechtfinden können (Realitätsbefähigung)
2.Er muss mit anderen Menschen Beziehungen eingehen können (Sozialbefähigung) und
3.Er muss seinem persönlichen Leben einen Sinn geben können (Individualitätsbefähigung)“. (S.22)
Für die Ableitung daraus greift sie auf Empfehlungen des US-amerikanischen NSCDC zurück (übersetzt: Nationaler Wissenschaftlicher Rat für das sich entwickelnde Kind): Die Betreuungsperson sollte „folgendermaßen auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen (S. 53ff.):
– Sie sollte eine verlässliche Unterstützung bieten, die beim Kind Vertrauen in die Betreuungsperson erzeugt
– Sie sollte sensibel auf das Verhalten des Kindes eingehen, was beim Kind ein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten fördert, die Umwelt zu beeinflussen (Selbstwirksamkeitsüberzeugung)
– Sie sollte das Kind vor äußeren Bedrohungen und ungünstigen Einflüssen schützen
– Sie sollte dem Kind emotionale Zuwendung geben, wodurch das Selbstwertgefühl gesteigert wird
– Sie sollte dem Kind Gelegenheit bieten, soziale Fähigkeiten zu üben
– Sie sollte das Kind beim Lernen und der Entwicklung von Fertigkeiten unterstützen.“
In einem Exkurs (S. 80ff.) setzt die Autorin sich kritisch mit „Schlussfolgerungen der McKinsey-Studie sowie der PISA-Kriterien“ auseinander, durchaus verdienstvoll, weg von einseitig ergebnisorientierten Messlatten. Sie argumentiert u.a. mit unterschiedlich hohen Migrantenanteilen – wobei, warum sollte ein Land sich hinter dieser Herausforderung verstecken statt diese als Chance anzunehmen (meine Provokation)? (Siehe meinen aktuell im Verlagshandbuch erscheinenden Artikel zu „Integration, Migration, demografische Veränderung – Herausforderung für Verlage“, www.input-verlag.de). Da ist zudem das Thema Paukschulen, etwa in Japan. Wohinter die Frage steckt, lernen die Kids das Lernen – oder kommt der „gute“ alte Nürnberger Trichter zur Anwendung, mit hohem Lernaufwand für vorübergehend gespeichertes Fakten- und kaum anwendbares Formelwissen?
Abschließend für den ersten Teil folgen „Zusammenfassung und Folgerungen für die pädagogische Praxis“ mit diesem klaren Plädoyer: „Für ein erfolgreiches Lernen in heterogenen Gruppen bedarf es allerdings angemessener struktureller Maßnahmen, einer gezielten Schulung des Lehrpersonals und eines konsequenten Wertemanagements („Verantwortung, Respekt und Vertrauen“).“ (S. 94) Dem ist kaum etwas hinzu zu fügen. Dennoch: „Nachsatz: „Keine Erziehung ohne Beziehung““ (S. 95ff.) folgt… Schließlich der „Internatsteil“ mit Beschreibung des Vorgehens, ausführlichen Zitaten mit konkreten Geschichten usw.