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Wir Herrenmenschen

Autor Bartholomäus Grill
Verlag Siedler
ISBN 978-3-8275-0110-3

„Unser rassistisches Erbe: Eine Reise in die deutsche Kolonialgeschichte – Mit zahlreichen Abbildungen“ analysiert schonungslos diesen häufig vergessenen Teil deutscher Geschichte primär des 19. (und Anfang des 20.) Jahrhunderts.

Gute alte Zeit?!
Tatsächlich wird „gerne“ viel schön geredet – und mit Tunnel erinnert, wer das noch kann: Der Autor hat aufgrund „eigener“ (Familien-)Geschichte mit hinterlassenem Material recherchiert. Und liefert abwechselnd eigenes Erleben der Jetzt-Zeit mit Rückblick seiner Recherchen. Exzellent aufbereitet und durchaus objektiv, siehe das Thema „Herero-Genozid“, das er anders sieht als ein Teil der Historiker… Darum geht´s dann letztlich: „Wie uns das Denken der Kolonialzeit noch immer prägt – eine packende Geschichtsreportage zur aktuellen Debatte.“ Denn auch nach dem Ende der deutschen Kolonien blieb (und bleibt?!) der Blick gen Afrika wie auch auf andere Kontinente durchaus rosarot: „Die deutschen Kolonien – dieses Kapitel unserer Geschichte ist beunruhigend aktuell, wie Bartholomäus Grill zeigt. Und das nicht nur im Bewusstsein der Afrikaner selbst (etwa der Nachfahren der Herero, die heute Entschädigung für Gräueltaten der Deutschen fordern). Sondern auch in unseren eigenen Köpfen. Der SPIEGEL-Reporter, einer der besten deutschen Afrikakenner, hat in den letzten drei Jahrzehnten an allen Schauplätzen des ehemaligen Kolonialreichs recherchiert, er hat mit den letzten Augenzeugen gesprochen, den Nachkommen von Tätern wie Opfern.“ Überraschend, wie positiv offenbar viele gerade Afrikaner das sehen, was ihre Vorfahren erleben mussten…

Bedrückend zeitgemäß
… erscheint dabei, was der Autor „gefunden“ hat, sei es Entwicklungshilfe, seien es Direkt-Investitionen. Denn natürlich war das auch seinerzeit Vorgehen aus dreierlei Perspektiven: 1. Wirtschafts-Interessen, 2. Macht-Interesse = Politik, 3. Militärische Interessen. „Grill verfolgt akribisch die Spuren der deutschen Fremdherrschaft in Afrika, China und der Südsee und beschreibt unser rassistische Erbe: Das Herrenmenschentum prägt nach wie vor unser Denken, die Klischees von den „bedrohlichen Afrikanern“ oder „hilflosen Entwicklungsländern“ wirken fort, gerade in Zeiten verstärkter Flucht und Migration. Eine packende historische Reportage – und zugleich ein Debattenbuch von höchster Aktualität.“ Lesenswert, viele Gedanken anstoßend. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter