Winter der Welt
Autor | Ken Follett |
Verlag | Lübbe |
ISBN | 978-3-78572-465-1 |
Und er hat es wieder getan: Ein Opus von über 1.000 Seiten, rund um Kriegen und Frieden im 20. Jahrhundert, hier: 1933-1949, also Machtergreifung der Nazis in Deutschland und Zweiter Weltkrieg mit Nachklang. So wird Geschichte nachvollziehbar – denn was Follett liefert, ist Dokufiktion vom Feinsten! Diesen Begriff als Verbindung von Fiktionalem mit Dokumentarischem, an sich belletristisch, gibt es bis dato eingeführt nur im Angloamerikanischen als „docufiction“ – sollte sich für den deutschen Markt auch langsam durchsetzen, meine ich. Deutschland steht als „Spielplatz“ im Zentrum, doch kommen Sowjetunion, Frankreich, England und USA stark mit ins Spiel. Alles eng verwoben durch Personen, teils verwandt, teils Gegenspieler in Kampf und Spionage. Exzellent versteht Follett es, den Leser in die Geschehnisse zu lotsen – und vor allem ihn „hinter die Bühne“ der Weltgeschichte mitzunehmen, jenseits dessen, was uns auch der Geschichtsunterricht in den Schulen bereits geboten hat: Denken und Fühlen von Deutschen, seien sie Nazi-Mitläufer oder (heimliche) Gegner gewesen. Aufwühlende Auseinandersetzung innerhalb ein und der gleichen Familie, Schicksale und Verwicklungen führen zu immer neuen dramaturgischen Wellen. In einem ausführlichen Interview hat der Autor gerade in diesem 2012-er Herbst erläutert, wie intensiv er mit so einer Geschichte lebt, wie aufwändig die Recherchen seien – und wichtig rasch auf einander folgende Plots, um den Leser überhaupt durch eine derart weite Strecke mitnehmen zu können. Well done! So ist es möglich, je nach Lust, Laune und Zeit diesen „Schinken“ auch in Abständen zu lesen, weil es eine Menge Geschichten in der Geschichte gibt. – Schließt an den Vorläufer „Sturz der Titanen“ an, der die Zeit vor und während des Ersten Weltkriegs thematisiert und die Lebensgeschichten der handelnden Hauptpersonen beginnt (siehe meine Rezension) – und wir demnächst gefolgt vom dritten Band der Trilogie zum 20. Jahrhundert … Aufgrund des ausufernden Oeuvre des Autors ist ein Vorbeikommen an ihm kaum mehr möglich: Mehr und mehr ist verfilmt, siehe etwa „Die Säulen der Erde“ oder „Die Tore der Welt“. Wobei ich eindeutig die Bücher vorziehe J … – HPR