Wie wir sterben lernen
Autor | Christian Schüle |
Verlag | Pattloch |
ISBN | 978-3-629-13042-6 |
„Ein Essay“ definiert der Autor sein Büchlein – und tut damit kund, dass er sich des Umstrittenseins der Thematik gerade in Deutschland deutlich bewusst ist. Seinen Ansatz definiert er denn auch als „überzeugendes Bekenntnis zur Humanität und eine mutige Auseinandersetzung mit der Frage, wie wir sterben wollen.“ (U4) Denn „Menschenwürde ist Sterbenswürde“, so sein „Motto“. Hier einige zentrale Aussagen, etwa zum massenmedialen Umgehen mit massenhaftem Sterben: „Durch die Inflationierung des Sterbens und die Inflation des Todes wird beides, Sterben wie Tod, entdämonisiert. Die televisionäre Entdämonisierung der Katastrophe kommt einer Banalisierung des Todes gleich.“ (S.50) Oder rund um Hirntod und Organ-Entnahme (S. 95): „Den Juristen interessieren Regeln, keine biologischen Konzepte … muss den Übergangspunkt vom Leben in den Tod festmachen, um daran bestimmte Rechtsfolgen zu knüpfen.“ Doch die Hinterbliebenen interessiert es durchaus, wenn Hirntod vorm eigentlich „endgültigen“ Tod definiert ist – um ein mögliches Entnehmen von Organen für Transplantationen zu ermöglichen?! Oder die Frage der Sterbehilfe, die in Ländern rund um Deutschland (etwa in der Schweiz) durchaus anders gesehen und beantwortet wird als hierzulande, hier mit klarer Stellungnahme des Autors: „Ob der gewünschte Tod nun durch eine Organisation, durch einen Freund oder durch mich selbst zustande kommt – in jedem Fall ist er ein Akt der Selbstverfügung.“ (S. 148) Im abschließenden Kapitel „Die allerletzten Dinge“ geht Schüle schließlich der (zitierten) Frage nach „Kann man überhaupt zum richtigen Zeitpunkt sterben?“ – und schließt mit einem weiteren Zitat nach Sigmund Freud: „Wenn du das Leben aushalten willst, richte dich auf den Tod ein.“ (S. 214 – gefolgt von einer weiteren Introspektion, die den Essay-Text durchgehend begleiten). HPR