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Wie ein Leuchten in tiefer Nacht

Autor Jojo Moyes
Verlag Wunderlich
ISBN 978-3-805-20029-5

Das Thema der Handlung hat mich motiviert, tatsächlich mal zu einem Roman dieser Autorin zu greifen, bis dato eher ferner für mich: Eine mobile Bibliothek Ende der 1930er Jahre in den USA, wow! „Der große neue Roman der Bestsellerautorin. Eine Feier des Lesens und der Freundschaft. Eine große Liebesgeschichte. Ein Buch, das Mut macht…

Kulturen prallen aufeinander
Ja, was spät nach dem Zweiten Erdkrieg konstatiert wurde, galt natürlich auch für Begegnungen der Geschlechter davon – gar im selben Sprachkreis, nämlich: England und USA. Das hat sich Alice wohl anders vorgestellt, als sie auf diese Weise der Enge des elterlichen Heims zu entgehen hofft: „1937: Hals über Kopf folgt die Engländerin Alice ihrem Verlobten Bennett nach Amerika. Doch anstatt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten findet sie sich in Baileyville wieder, einem Nest in den Bergen Kentuckys. Mächtigster Mann ist der tyrannische Minenbesitzer Geoffrey Van Cleve, ihr Schwiegervater, unter dessen Dach sie leben muss.“ Selbst völlig unerfahren, scheint sogar ihr, dass beim Vollziehen der Ehe irgend etwas zu fehlen scheint. Dazu das Verhalten des Schwiegervaters, sei es zuhause, sei es im Umgang mit Arbeitern und Sicherheit in seiner Mine, der an Fehlverhalten in UK einige Jahrzehnte früher erinnert…

Mobile Bücherei
Eine starke Idee, die offenbar auf wahrem Geschehen beruht, wie die Autorin in ihrem kurzen Nachwort erläutert (S. 529): „Das WPA-Programm der Packhorse Library lief von 1935 bis 1943. In seiner Hochphase wurden mehr als 100.000 Landbewohner mit Büchern versorgt. Seither gab es kein vergleichbares Programm mehr“, weder im östlichen Kentucky, wo der Roman spielt, noch anderswo… Darum herum gewoben hab Jojo Moyes, wie sich ihre Protagonistin endlich freischwimmt: „Neuen Lebensmut schöpft Alice erst, als sie sich den Frauen der Packhorse Library anschließt, einer der Bibliotheken auf dem Lande, die auf Initiative von Eleanor Roosevelt gegründet wurden (erläutert auch S. 31ff.). Wer zu krank oder zu alt ist, dem bringen die Frauen die Bücher nach Hause. Tag für Tag reiten sie auf schwer bepackten Pferden in die Berge.“ Für mich natürlich ein Grund, mal zu einem Roman von ihr zu greifen: Es geht um Bibliothek, Bücher, Lesen  – jedenfalls: auch…

Miteinander stark
Und darum, wie die Bibliothekarinnen einander zu schätzen lernen, ein Team werden, sich Gedanken machen: „Wenn Sie alles tun könnten, alles sein könnten. Was würden Sie dann machen?“ (S. 146ff.) Z.B. singen, was eine dann endlich auch tun wird, die an den Folgen von Kinderlähmung leidet. Und sich wehren: Gegen Machotum, Rassismus, Raubtier-Kapitalismus. „Alice liebt ihre Aufgabe, die wilde Natur und deren Bewohner. Und sie fasst den Mut, ihren eigenen Weg zu gehen. Gegen alle Widerstände.“ Vorlesen inklusive, sei es kleinen Kindern, die erst noch lesen lernen müssen (z.B. S. 245: Erfolg!) – oder einem schwer kranken Minen-Arbeiter, quasi als Sterbe-Begleitung (final S. 207).
Und natürlich gibt´s ein happy-ending, gegen alle Widerstände  – inklusive das Durchstehen eines Schau-Prozesses gegen eine aus dem Team … Fein gestrickt, exzellent erzählt, Emotionen schaffend. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter