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Wer liest, kommt weiter

Autor Friedrich Denk
Verlag Gütersloher Verlagshaus
ISBN 978-3-579-06654-7

Deutschlehrer Friedrich Denk ist jener Aktivist aus Weilheim, der in der heißen Phase der Rechtschreibreform mit diversen Autoren, Medien und sonstigen Schlauköpfen plötzlich entdeckte, dass „man“ Schindluder mit der deutschen Sprache treibe – nachdem mehrere Jahrzehnte lang an eben jener Reform gekaut worden war, ohne dass nennenswerte Beiträge aus jenen Kreisen zu entdecken gewesen wären.  Kaum mein Lieblings-Autor also, denn ohne ihn wäre eine Menge Durcheinander vermieden worden, und, sorry, wäre heute alles klar: So hat der DUDEN seine Hoheit verloren und es mehr unklar als vorher, obwohl eine Menge unsinniger Regeln aufgelöst wurden, zu Gunsten leichteren Umgangs mit der Rechtschreibung. Eigentlich… Doch ich wollte über sein Buch schreiben – und da kommt LeserIn seine Korinthenkacker-Sucht durchaus entgegen: Er hat sich den vielerlei Vorteilen des Lesens verschrieben und bringt diese mit einer Fülle von Beispielen an den Mann (und an die Frau). Wobei seine These „Wer liest, lernt rechtschreiben“ (S. 43ff.) am wenigsten schmeckt, siehe oben – auch, weil das zwischendurch hätte „recht schreiben“ geschrieben werden dürfen: Deutlich lesefreundlicher also, wie ich als „alter Texter“ meine … Zwischen-Fazit (S. 72): „In den bisherigen Kapiteln ging es darum, wie das Lesen unsere geistigen Fähigkeiten „trainiert“: das Denken, das Hören von Sprache, das Sprechen, das Schreiben, das Gedächtnis und natürlich das Lesen selbst. Nun geht es um die „sinnlichen“ Fähigkeiten: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten.“ Übrigens auch deshalb, weil wir beim Lesen tatsächlich auch Hirnregionen nutzen, die sonst mit Hören befasst sind, wie Hirn-Scans zeigen (siehe meinen Artikel „Hirnforschung Medienhäuser“ im Verlagshandbuch, Input-Verlag, November 2013). Was dann wohl damit zu tun hat, dass die kulturelle Fähigkeit des Lesens noch sehr jung ist, gerade einige tausend Jahre – (gesprochene) Sprache dagegen deutlich älter. „Lesen ist ein großes Wunder“ zitiert Denk Marie von Ebner-Eschenbach (S. 103) – und lässt sich (161ff.) über den Unterschied klassischer Freundschaft im Verhältnis zu Social-Media-„Freunden“ heutzutage aus. Welche Konsequenzen zieht (und sieht) der Autor nun? Das findet Leser S. 218ff. im 30. Kapitel „Was tun?“, nämlich „drei Möglichkeiten“: Die erste werde von vielen Medienpädagogen empfohlen, sie schmeckt ihm ersichtlich am wenigsten: „Man sollte den Kindern möglichst früh „Medienkompetenz“ vermitteln. „Andere empfehlen das Gegenteil … und Manfred Spitzer rät … nachdrücklich dazu, Kinder so lange wie möglich von digitalen Medien fernzuhalten … weil die Kinder dann viel mehr Zeit haben, um in der Wirklichkeit und indirekt auch in Büchern die Welt selbst zu erkunden statt sich durch visuelle Medien in eine Scheinwelt entführen zu lassen.“ Doch Denk sieht da eher „einen Mittelweg“, zu dem er diverse Autoren zitiert – und schlussfolgert, wenn es schon nicht ohne technische Geräte gehe: „… werden wir vor allem im Interesse unserer Kinder .. das uns Mögliche tun, damit sie für das Lesen von Büchern, aber auch von Zeitungen und Zeitschriften die nötige Zeit und Muße finden.“ (S.221) Sehr schön danach auch seine vergleichenden Hinweise zum Lesen von Gedrucktem und am Bildschirm (S. 228ff.): Alles in allem unbedingt lesen, dieses Buch! Auch, weil es Trainern, Beratern und Coaches Weitblick fürs eigene Umgehen mit Gedrucktem wie am Monitor sowie in der Zusammenarbeit mit Klienten öffnet … HPR

Hanspeter Reiter