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Wenn Maschinen Meinung machen

Autor Michael Steinbrecher, Günther Rager (Herausgeber)
Verlag Westend
ISBN 978-3-864-89211-0

Fünfzehn Master-Studenten am Institut für Journalistik in Dortmund, zehn Frauen und fünf Männer, zwischen 1988 und 1993 geboren und somit der so genannten Generation Y zugehörig, reflektieren über Journalismus, intern und extern, in seinem Bezug zu demokratischer Gesellschaftsstruktur. Das Anliegen, zum Überleben „unserer“ Demokratie beizutragen, ist kaum zu verkennen…

Tradition versus/plus Digitales?!
Intern geht es um Tradition und was von ihr im digitalen Zeitalter gerettet werden kann sowie – mehrheitlich – um das, was das Krisenhafte im Übergang von gestern und heute zu morgen ausmacht. Durchdacht werden von verschiedenen Autoren Optionen, die Journalisten suchen, schaffen und nutzen sollten, um nachhaltig eine Nachfrage für „Qualitätsjournalismus“ in seinen unterschiedlichen alten und neuen Facetten zu sorgen. Damit einher laufen Überlegungen zu Selbstverständnis und Stellenwert von Journalisten, insbesondere im Zuge der wachsenden Notwendigkeit, zwischen falschen und korrekten Nachrichten, Bildern, Texten im weitesten Sinn zu unterscheiden (selbst und für den Leser, User). Das – um ein Beispiel zu nennen – erfordere, dass Journalisten auf Plattformen, in Sozialen Netzwerken u.ä. nicht opportunistisch mitlaufen, ihre Headlines möglichst reißerisch formulieren (häufig dem Inhalt widersprechend) etc., sondern souverän und versiert genug zu sein, auch an anarchischen Orten sortierend, auf- und erklärend, moderierend im Dienst von Wahrheit tätig zu sein. Argumente für und gegen etwas, Vorschläge und Empfehlungen werden eingebunden in Beispiele, Falldarstellungen, Analysen von Vorkommnissen (z.B. Falschnachrichtenproduktion) und gewünschte Versionen eines niveauvollen Journalismus`, den sie weiterhin für möglich halten – wenn Journalisten sich bestimmten, näher ausgeführten Herausforderungen stellen.

Alles Journalismus oder was?
Mit unterschiedlichen Schwerpunkten werden Beitrag zu, Auftrag, Stellenwert Ist und Soll journalistischen Tuns in Demokratien diskutiert und – häufig unter Rekurs auf und Interpretation von Dave Eggers „Circle“ – verdeutlicht, zu welcher gesellschaftlichen Verfasstheit Journalisten nicht nur nicht beitragen, sondern zu verhindern helfen sollen. Die Themen sind vertraut, ihre Einbettung und Diskussion durchaus erfrischend und lehrreich, und dass die meisten Vorschläge appellativer Natur sind, sollte dazu motivieren, sie aufzunehmen, um sie vertieft aus verschiedenen Perspektiven und grundlegend zu buchstabieren und Handlungen zu transferieren, die der Verteidigung der Demokratie dienen. Exakt dies möchten die Autorinnen und Autoren erreichen: eine lebendige, auch strittige Debatte über den Beitrag von Journalisten zur Demokratie angesichts zunehmender Falschnachrichten, angesichts der Schwierigkeit, zwischen falschen und korrekten Texten im weitesten Sinn (inkl. Bilder, Video u.dgl.) zu unterscheiden (selbst und Leser) zu unterscheiden; eingedenk zudem von Social Bots und zahlreichen anderen Manipulationen und Simulationen maschinell hergestellter und menschengemachter Nachrichten – und auch eingedenk der Adressatenseite, deren Aufmerksamkeit und Leseroutine so eingespeist werden soll, dass Journalisten möglichst viele Angehörige aus unterschiedlichen Milieus und nicht nur jene der eigenen Zielgruppen erreichen. Auch Trainer, Coaches und Berater könnten dieses Buch besonders aufmerksam lesen  … HPR

Hanspeter Reiter