Wenn das Gehirn älter wird
Autor | André Aleman |
Verlag | C.H. Beck |
ISBN | 978 3 406 65325 4 |
Der niederländische Professor für Neuropsychologie an der Universität Groningen hat ein schmales Buch geschrieben, das in leicht lesbarer und sehr informativer Form über das älter werdende Gehirn spricht.
Neben Forschungsergebnissen, Experimenten und kurzen Darstellungen einzelner – meist Mut machender – Schicksale erläutert André Aleman, was insbesondere nach dem 20. Lebensjahr (!) in von Alterserscheinungen betroffenen Regionen und Funktionskreisen des Gehirns geschieht. Der Hauptteil seiner Ausführungen gilt dem „Was uns ängstigt“ (alles rund um Demenz) und „Was wir wissen“ (Anatomie, Hormone/ Neurotransmitter, Hirnchemie, Zusammenspiels mit äußerer Welt) aus dem Untertitel des Buches. Dabei verknüpft der Autor prägende materialistische (biologische) und sozial-kulturelle Aspekte, einschließlich Ernährung.
Zwar tritt der Experte an, um die Furcht vor dem Älterwerden, vorzugsweise davor, kognitive und Einschränkungen in der Erinnerungsfähigkeit zu erleiden. Doch in den ersten Kapiteln überwiegen die vermeintlichen Negativa des alternden Gehirns (meist ab dem 60., zuweilen ab dem 70. Lebensjahr). Dieser Bias wird insbesondere ab Kapitel 7 mehr oder minder korrigiert, vielleicht eine Referenz an die Vorstellung, ein gut funktionierendes Gehirn bemesse sich an Maßstäben der heutigen Arbeits- und (vermeintlichen) Lebensanforderungen.
Auch Hinweise auf das, was Menschen tun können, um frühzeitiger Demenz vorzubeugen, gibt der Autor. Auch hier differenziert er, da genetische Prädispositionen eine Rolle spielen, ebenso wie die geistig-körperlichen Anforderungen, denen ein Mensch sich selbst aussetzt bzw. sein Milieu, sein Lebensumfeld charakterisieren. Zwar kommen einige Hinweise kaum über das hinaus, was inzwischen selbst die Boulevard-Presse abdruckt. Andere Hinweise überschreiten diesen Horizont allerdings, nicht zuletzt durch Differenzierung auf die Frage: Für wen eignet sich nachweislich eher was? Der Zusatzvorteil für den Leser ist zudem, dass die Hinweise eingebettet sind in Erläuterungen. Das dient dem Verstehen und kann helfen, seine eigene „Planung“ der Vorbeugung oder dem Aufhalten von Demenzentwicklungen gezielt(er) als ohne dieses Wissen zu machen.
Diesem schmalen Band ist eine breite Leserschaft zu wünschen. Es vermittelt Wissen, Eindrücke und gibt Hinweise, die für jeden Menschen ab 20 Jahren wertvoll sind und in jedem Fall in Organisationen der Erwachsenenbildung genutzt werden sollten.
Hanspeter Reiter. Www.dialogprofi.de