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Was der Hund sah

Autor Malcolm Gladwell
Verlag sonstige
Seiten 368 Seiten
ISBN 978-3-593-39241-7
Preis 22,00

„.. und andere Abenteuer aus der Welt, in der wir leben“ sind es, worüber der Autor berichtet. Bekannt durch frühere Veröffentlichungen wie Blink! oder Überflieger. Typisch amerikanisch platziert er seine Botschaften als Erkenntnisse aus dritter Hand, nämlich durch Story-telling. Narratives hilft uns, rascher Neues zu begreifen, das steckt in uns, infolge erzählerischen Weitergebens in der Urzeit der Menschheit: Verbal musste von Generation zu Generation weitergegeben werden, was heutzutage in Unmengen elektronisch gespeicherter Information versteckt wird – schriftlich festgehalten, um gelesen zu werden. Da ist etwa der Straßenhändler, der seinen Erfolg auch dem strukturierten Vorgehen verdankt: „Wenn von fünfzig Zuschauern fünfundzwanzig kaufen wollen, dann verkauft der wahre Straßenhändler nur an zwanzig. Den übrigen fünf sagt er: „Warten Sie! Ich muss Ihnen noch etwas anderes zeigen!“. Und dann beginnt er seinen Monolog mit kleinen Variationen wieder von vorn. Die verbleibenden fünf Kunden sind der Kern seiner neuen Zuschauergruppe, sie werden von den Menschen um sie herum eingekeilt und sind derart darauf erpicht, zu bezahlen und sich wieder auf den Weg zu machen, dass sie eine neue Verkaufswelle anstoßen.“ (S. 25)

Oder rund um Werbepsychologie, besonders wichtig in der Zeit vor den Erkenntnissen (und Erkennungen via bildgebende Verfahren) moderner Hirnforschung: Was steckt hinter den Erfolgen offenbar genialer Werbesprüche (Claims) wie „Tut sie´s oder tut sie´s nicht?“ für Haarfärbemittel (lange vor Gerhard Schröder  …) oder „Weil ich es mir wert bin“: „Was Tinker auszeichnete, war eine Methode, die als Motivationsforschung bekannt war, und die in den vierziger Jahren von einer Gruppe von Wiener Intellektuellen an die Madison Avenue gebracht worden war. Die Werbeforschung hatte sich bis dahin darauf  beschränkt, Kunden zu zählen und zu registrieren, wer was kaufte. Doch die Motivationsforschung interessierte sich für das Warum. Was bewegt die Kunden zum Kauf?“ (S. 93)

Sie erkennen das Muster? Leser wird zunächst in eine Geschichte hinein gezogen, erlebt die Praxis – und danach folgt die Erklärung dessen, was wir vorher intuitiv abgenickt haben, und zwar wiederum erzählerisch, konkret, leicht verständlich. Ein Geschichtenbuch im besten Sinne! – HPR

Hanspeter Reiter