Warum der Wahnsinn einer Niederlage vorzuziehen ist
Autor | Ned Beaumann |
Verlag | Tempo |
ISBN | 978-3-455-00416-8 |
„»Beaumans beeindruckendster Roman, scheinbar mit leichter Hand geschrieben, doch von unglaublicher Intelligenz.« The Spectator
Filmen?! Medien.
Tja, im Grunde ist das ein Buch übers Filmen: Wie ist es möglich, unter widrigsten Umständen eine Story in Bewegtbild zu bringen? Und es ist eine Geschichte über Beziehungen, übers Vermeiden, erwachsen zu werden. Eine hoch politische Story, während deren Geschehen der Zweite Weltkrieg so eben mal mitläuft: Spione, Geheimdienste, Wirtschaftsmacht, etwa ausgiebig zu den Stellvertreterkriegen der USA S. 206ff. – oder über die United Fruit S. 250ff.: Der Autor hat eine Menge an Strängen, an Ideen, an Geschehen miteinander verwoben, das trotzdem überschaubar bleibt und nachvollziehbar, diverse Perspektiven einnehmend. Eigentlich nie wirklich brutal, obwohl an vielen Stellen gewalttätig – doch das eher nebenbei statt fokussiert. Und wer hätte gedacht, mithilfe welcher allgegenwärtiger Materialien es möglich sein kann, Filme zu produzieren (S. 152ff.: „… wie man im Dschungel Filmmaterial herstellt“). Reporter spielen eine zentrale Rolle, sei es die ausgeschaltete Vansaska, sei es der umtriebige Trimble: Medien also, die frühen Zeitungskämpfe integrierend…
So geht die Geschichte
Zwei Jahrzehnte gehen ins Land, festgehalten und teils auch niedergeschrieben (S. 462: „ich will nicht mehr…“) u.a. von einem der Protagonisten, der zum Ausklang unter Folter gezwungen werden soll, Sinn (bzw. Unsinn) sowie Begründung für die hohen Geheimdienst-Ausgaben für diese „Aktion“ zu ? gestehen… „1938 im Dschungel von Honduras: Zwei Expeditionen geraten bei einem neuentdeckten Maya-Tempel in eine bizarre Sackgasse. Die einen wollen den Tempel abbauen und nach New York bringen, die anderen wollen vor Ort einen Hollywood-Film drehen. Beide weigern sich aufzugeben. Beide Gruppen richten sich in der Pattsituation ein – und Jahrzehnte vergehen. Ned Beauman, »der genialische Wunderkindautor« (FAZ), legt einen funkensprühenden, intelligenten Roman über Abenteuerlust, Genie, Wahn und Verschwörungen vor.“ Ja, lieber verrückt werden (doch Vorsicht vor damaliger Psychiatrie, bis zu Gradatorektomie, S. 306f.) als zu unterliegen, beide Seiten „typisch amerikanisch“: Siegen also, koste es, was es wolle?! Technologische Entwicklungen nachvollziehend, heute kaum mehr nachvollziehbares Auskommen ohne jegliche Informationen von der Außenwelt. Leser entscheide über mögliche Identifikation und Ablehnung. Spannend, bei aller Muße in Phasen – mit neuen Perspektiven auf die Geschichte von Ende der 1930-er bis Ende der 1950-er Jahre. HPR