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Warnung vor Büchern

Autor Hans Fallada
Verlag Reclam
ISBN ‎ 978-3-150-14081-9

Die Erzählungen und Kurzgeschichten, Vignetten und Anekdoten, Berichte und Reden entstammen den 1920er bis zu den 1940er Jahren, sowohl zum Schmunzeln als auch geeignet, nachdenklich zu stimmen. Dafür sorgt Hans Fallada nicht nur durch autobiographische „Schnipsel“ und Skizzen, sondern zudem durch aufmerksames Beobachten, Wahrnehmen und Schauen, sowie dadurch, dass sein Schauen und Reflektieren eingebettet sind in eine hohe Sensibilität und Sympathie für prekäre Lagen von Menschen und Sympathie für Menschen, die sich ihrem Schicksal nicht einfach ergeben. Alltägliches wird zum Ausgangspunkt für skurrile Enden, etwa von Kurzerzählungen, die ihren Ausgang bei Erlebnissen oder dem Hören von Erlebnisberichten nehmen. Selbst bei Schilderungen sozialer Problemsituationen färbt der Autor seine Texte mit Vertrauen auf den guten Willen oder auf die „Anständigkeit“ von Menschen und einem grundwohlwollenden Humor, der sich zuweilen in den Kapitelüberschriften zeigt.

Der Begriff des Zeitkolorits findet hier Nahrung, so dass sich der Leser unwillkürlich in eine Zeit hineinversetzt findet, die ihm fremd ist – und doch nicht. Einen Eindruck von der Vielfalt der Ausgangspunkte, Akteure, Erlebnis- und Lebenswelten gewinnt der Leser unmittelbar durch die Lektüre des Inhaltsverzeichnisses, das kategorial und thematisch sortiert ist und verschiedenste Aspekte innerhalb der Kategorien bzw. Kapitelüberschriften hervorhebt. Die Kapitel lauten „Ich übe mich im Dialog“, „Ansehen kostet ja nichts“, „Das Medusenanlitz des Lebens“, „Der heimliche Dichter“, „Das Todeshaus formt einen Dichter“.

Der Titel der Zusammenstellung „Warnung vor Büchern“ nimmt eine kurze Betrachtung zu Wirkung von Buchlektüre auf und meint selbstredend exakt das Gegenteil: Lesen erwünscht; denn: „Bücher können alles in diesem Leben geben:…..Und nur eines können si enicht geben, Leben können sie nicht geben. Das müssen wir schon dazutun. Du wie ich. Und der da auch! (Und ich habe dies erst sehr spät begriffen, mit achtunddreißig etwa. Daher dies zur Warnung.)“ Lesen und Schreiben: Wie sich dies bei ihm, Hans Fallada, verhielt – dazu erfährt der Leser nicht nur in dieser kurzen Erzählung Berührendes. Wer sich zunächst orientieren möchte und seine Lektüre im Fallada-Kosmos einbetten möchte, lese das äußerst instruktive Nachwort zu Beginn, oder auch zwischen der Lektüre einzelner Abhandlungen und unbedingt zum Abschluss. Dr. Regina Mahlmann www.dr-mahlmann.de www.gabal.de

Regina Mahlmann