Skip to main content

Waldesgrab

Autor Lene Schwarz
Verlag rororo
ISBN 978-3-499-00069-0

„Im dunklen, dunklen Wald… lauert das Böse“ sind die Rückseiten Head- und Baseline: Klingt nach einem Grimmschen Märchen?! Ja, Anklänge finden sich durchaus, wenn auch „Rotkäppchen“ in völlig neuer Form auftaucht: Als Tote mit Hirschkopf …

Eine gepfefferte Geschichte…
…serviert uns Leser die Autorin in ihrem Debüt-Roman, der durchaus als Lokalkrimi durchgehen kann, im Harz spielend, viel entsprechendes Kolorit bietend. Doch zur Story in Kürze, rund um ein Wirtshaus, wenn auch nicht im Spessart: „Das «Quellbach» liegt ruhig und idyllisch inmitten eines riesigen Waldgebiets im Harz. Auch der Koch Leon Bosch schätzt die Abgeschiedenheit des urtümlichen Gasthauses – bis er im Dunkel der hohen Bäume eine grauenvolle Entdeckung macht: eine tote Frau, in deren Brust kein Herz mehr steckt, sondern ein pechschwarzer Quarzstein. Als weitere ähnlich zugerichtete Leichen auftauchen, versucht Leon fieberhaft, dem Mörder selbst auf die Schliche zu kommen. Denn die Steine in den Toten haben etwas mit seiner eigenen Vergangenheit zu tun, mit einem dunklen Geheimnis, das er Jahre zuvor im Wald vergraben und für immer in Sicherheit geglaubt hatte …“. Und das er mit seiner Nachbarin teilt, rund um seine Tochter. Nicht ahnend, dass es da noch viel mehr gibt, Geheimnisse nämlich! Auch rund ums Wirtshaus, dessen Besitzer hauptberuflich Bau-Unternehmer ist…

Krankhaft?!
Dass Neurologisches eine Rolle spielen mag, ahnt Leser spätestens, wenn es um Veröffentlichungen eines Arztes geht, ehemaliger Nachbar von Leon und seiner (schon vor Jahren tödlich verunglückten) Frau Anna. Mehrmals werden Details zu potenziellen psychischen Erkrankungen und daraus resultierendem Verhalten preisgegeben (etwa S. 191f.), ohne dass daraus Tipps für den Leser erkennbar entstehen… Es geht um Jagd, Wild und das Zubereiten von Essen. Um alte Bergwerke und das Leben (leider auch das Sterben) von Bäumen, etwa S. 390f. im Epilog: „Ganz wie wir Menschen empfinden sie Schmerz. Und genau wie bei uns Menschen schließt ihr Leiden das Leiden um andere mit ein, sie leiden mit.“ Wir erfahren mehr über krankhafte Lichtempfindlichkeit (à la der verstorbenen ersten Frau Helmut Kohls; siehe S. 350f.). Zentral zudem Halbedelsteine, wie sie vom Täter als Herz-Ersatz in die ausgeweideten Frauen-Körper gesteckt werden. Versöhnlich der Abschluss zur Bedeutung von derlei: „Der Türkis ist der Schutzstein der Reisenden. Er wacht über all jene, die einen weiten Weg vor sich haben.“ (S. 413) Auch Leon findet seinen neuen Weg, soviel sei verraten. Doch dahin ist´s weit – und die Autorin schafft es, immer wieder Spannung neu aufleben zu lassen. Sie nimmt ihre Leser mit auf eine verzweigte und verzwickte Geschichte… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter