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Vom Verzehr wird abgeraten

Autor Hans-Ulrich Grimm
Verlag Droemer
ISBN 978-3-426-27556-6

„Wie uns die Industrie mit Gesundheitsnahrung krank macht“ – der Untertitel verweist auf die speziellen Fasetten, die der Autor hier aufdeckt – fortsetzend, was er vorher bereits mit Titeln wie „Die Ernährungslüge“ aufbereitet hat. Viele Details bietet, die einem schon mal „den Appetit verderben“ können, hier die Kapitelüberschriften mit teils einem von diversen Unterpunkten: Gesunde Ernährung kann Ihr Leben verkürzen (viel Chemie drin!) – die Propheten des schöneren Lebens und ihre teuren Rezepte (siehe „Schönheitsärzte“) – Warum Versicherungen die Gesundheitsnahrung als neues Risiko sehen (siehe u.a. „Herzinfarkt durch Kalzium, Nierensteine dank Vitamin C“) – Die seltsamen Tipps der Ernährungsberater – Der bizarre Streit um die Frage, wie gesund Bio-Nahrung ist (nämlich: „… bis zum Fabriktor“) – Hightech oder Natur: Der Kampf zweier Geschäftsmodelle um die Zukunft (… jetzt auch Vitamine aus Müll …) – Die Selbstentmachtung des Staates als neues Gesundheitsrisiko (Der Steuerzahler finanziert die Truppen der Industrie) – Das Magermilch-Syndrom: Die Gesundheitsfolgen der fettarmen Ernährung: Dieses Kapitel hat mich besonders geschockt – Wenn Vorbeugung krank macht: Wie viele Vitamine braucht das Kind (Der Fruchtzwerg läuft stolz mit seinem Gütesiegel herum) – Ganz persönlich: Die beunruhigenden Perspektiven der Gen-Ernährung (Mit dem Gen-Chip in die Kantine) – Mit der Steinzeiternährung aus der Industrialisierungsfalle? (Wie viel Chemie verträgt der Mensch?) – Essen ist nicht alles: Die Rolle der Ernährung im Leben (Typgerechte Ernährung: Für wen die Sahne gut ist). Leser sieht, dass der Autor durchaus Auswege aufzuzeigen versucht statt schlicht „alles in die Pfanne zu hauen“, was offenbar ernährungstechnisch eh weniger gut wäre J – oder gerade gut?! Noch ein paar konkrete Zitate, naturgemäß aus dem Zusammenhang gerissen:

„Bei Rauchern kann künstliches Vitamin E oder Betacarotin das Risiko für Lungenkrebs erhöhen.“ (S. 66) „Die Ratschläge der Ernährungsberater haben offenbar auch ihre Schattenseiten. Auch ihr jahrelang aufrechterhaltenes Dogma, mehr Wasser zu trinken, als der Körper verlangt, kann zu Schäden führen: zur Wasservergiftung … wird das Blut…  verdünnt, es sinkt die Salzkonzentration.“ (S. 104) „Hefeextrakt ist der Geschmacksverstärker der Zukunft … Auch wenn Glutamat enthalten ist – von „Natur“ aus … Hefeextrakt wächst nirgends … Ausgangspunkt ist Bierhefe, die wird mehr oder weniger chemisch bearbeitet, um Aminosäuren herauszulösen.“ (S. 123f.) „Täglicher Konsum von CLA kann Gewicht und Fettanteil bei übergewichtigen … Kindern reduzieren … Weil die Leute aber fettarm essen, wie es die Ernährungsexperten empfehlen, essen sie weniger CLA – und werden dicker.“ (S. 151f.) Weswegen dieser Fettanteil wieder zugeführt wird, nachdem vorher Fett entnommen wurde – und als besonderes Produkt vermarktet: oh mei! „Die bislang wertvollen Fette wurden eliminiert … Die Kampagne gegen das Fett hat es geschafft, jahrhundertealtes Erfahrungswissen komplett zu entwerten .. Es war eine Kampagne gegen den Körper und seine Erfahrung.“ (S. 188) „So ist offenbar nicht einmal sicher, wie viel Vitamin D der Mensch überhaupt braucht … Viel wichtiger sei die Sonne … die normalen Vitamin-D-Tabletten enthalten häufig zehn Mikrogramm und können schon in geringer Dosis schaden. Mit der Vitaminflut der Sonne kann der Körper hingegen umgehen, ohne zu verkalken.“ (S. 226). Sie sehen, vielerlei Aspekte rund um so genannte „gesunde Ernährung“ mit künstlich verarbeiteten Lebensmitteln und vielerlei Nahrungsergänzungsmittel werden vom Autor nicht etwa nur hinterfragt, er belegt seine Aussagen mit Studien und bietet eine ellenlange Literaturliste. Wer sicher gehen möchte, kann also selbst weiter recherchieren, auf dieser Basis. Oder das eine oder andere in der Ernährung schlicht umstellen. Allerdings anders und besser als das Posting, das ich gerade an diesem Tag auf Facebook gelesen habe, an dem ich diese Rezension schreibe (28.08.12): „Ich habe meine Ernährung radikal umgestellt: Die Chips stehen jetzt links von der PC-Tastatur.“ Nun ja J … – HPR

Hanspeter Reiter