Verräter wie wir
Autor | John Le Carré |
Verlag | sonstige |
Seiten | 413 Seiten |
ISBN | 3550088337 |
Preis | 24,95 |
Spionage-Geschichten erwarten Leser, die zu seinen Büchern greifen: Begründet hat der Autor seinen Ruhm via Erstling „Der Spion, der aus der Kälte kam“. Sein neues (Meister-)Werk setzt wieder eins drauf: Exzellent recherchiert, mit immer neuen Spannungsbogen (über immerhin mehr als 400 Seiten) gehaltene Aufmerksamkeit, ein plötzlicher Showdown. Es geht um Geheimdienste, worum sonst. Konkurrenz untereinander, dennoch Gleichklang in fast perverser Harmonie im Handeln. Russen-Mafia, Geldwäsche, Verstrickung von Politik – Wirtschaft – Verbrechen. Darin verstrickt ein britisches Pärchen, das mit diesen Themen aber schon gar nichts am Hut hat – fast nichts: Sie ist Rechtsanwältin, er Literaturprofessor. Es entsteht ein hoch sensibles Gewebe privater Beziehung, geschaffen durch starke Empathie jenes Russen, der überlaufen will, seine Familie und sich aus den Fängen der Mafia zu befreien. Keineswegs wegen eines schlechten Gewissens – er soll schlicht abserviert werden und sucht seinen letzt möglichen Vorteil. Gleiches gilt für den Hauptspieler aufseiten westlicher Geheimdienste, der sich und sein Ehrenwort genauso in den Ring wirft wie jenes Pärchen, das sich vor allem den diversen Kindern des Verräters verbunden fühlen. Je näher das Ende rückt, desto mehr fragt sich der Leser: Gewinnt Menschlichkeit tatsächlich über Korruptheit? Schwer, sich zu trennen, bevor die „Schwarte“ gelesen ist. Auch der Rückblicke in die sowjetische Zeit wegen, der enthaltenen literarischen Bezüge (siehe „Literaturprofessor") und vieler neuer Einblicke … Für den Trainerblick interessant sind interkulturelle Bezüge und das Verarbeiten der Macht von Kommunikation, mit hier deutlich überschrittenen Grenzen zur Manipulation.