Verlorene Worte
Autor | Oya Baydar |
Verlag | sonstige |
Seiten | 455 Seiten |
ISBN | 3546004353 |
Preis | 22,90 |
Auch hier reizte mich das „fremde“ kulturelle Umfeld, in dem der Roman spielt: Die Türkei mit ihrer Kurdenthematik. Zufalls-Begegnungen von Menschen, deren Schicksale miteinander verbunden werden. Ähnlichkeiten völlig unterschiedlicher Charaktere, Trennungen und Wiederfinden, Zusammenkommen und Abstandnehmen: Da geht es um Toleranz und Fähigkeit zur Selbsterkenntnis und –kritik, Erkennen von Geschehen erst durch eigenes Erleben, Verstehen einerseits infolge von Abstand – zum anderen durch Annäherung. Türkische Intellektuelle in Überschneidung zu kurdischen wie zu skandinavischen „einfachen Bauern“, bei genauem Betrachten in allegorischen Geschichten, die parallel laufen oder zeitlich verschoben – und dann wieder zusammen kommen. Im Zentrum das Ehepaar Elif und Ömer, Professorin und berühmter Schriftsteller. Das Schicksal ihres Sohnes und des Enkels, die Frau/Mutter verlieren. Das Schicksal eines kurdischen Ex-Kämpfers, quasi „an Sohnes statt“ unterstützt, und seiner Frau, die das ungeborene Kind verliert… Das Auseinanderstreben des Paares, sie in den Westen (Skandinavien), er in den Osten (Kurdistan) – und das erneute Zusammenfinden, gerade aus den fern voneinander erlebten Geschehnissen. „Sprache ist die verlorene Heimat des Menschen“ als Quasi-Untertitel dieses Romans: Die „verlorenen Worte“ finden Ömer und Elif dort, wo sie sich nicht gesucht haben.