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Tropenkoller

Autor Georges Simenon
Verlag Kampa
ISBN 978-3-311-13304-9

Unter „Die großen Romane“ firmiert dieser knapp 200seitige Roman, 1932 verfasst – und für den Nachwort-Geber William Boyd „ein kleiner Klassiker“ (S. 187ff.). Vielleicht hat der Autor sich gar von Hergés Comic „Tim im Kongo“ anregen lassen, erschienen 1931, naturgemäß zunächst in französischer Sprache und ihm vielleicht bekannt  …Es wäre jedenfalls eine ausführliche Analyse wert, die beiden Werke genauer zu vergleichen! Es geht naturgemäß um Themen wie Kolonialismus und Rassismus, die hier wie dort klar vorherrschen, bei Simenon allerdings deutlich distanzierter als bei Hergé, dessen Comic gerade in den vergangenen Jahren intensiv als rassistisch diskutiert wird …

Lokalkrimi?
Tja, wer mag, kann dieses Opus als solchen sehen, wird dem Leser doch Gesellschaft, Wirtschaft, Kolonialismus eindrücklich nahe gebracht! Hierum geht´s: „Der 23-jährige Joseph Timar soll für eine französische Handelsgesellschaft in Gabun arbeiten. In Libreville angekommen, erfährt er, dass es keine Arbeit für ihn gibt. Die Hitze, die aus allen Dingen zu dringen scheint, die Moskitos, die niemals schlafen … und nichts zu tun, als zu trinken, Billard zu spielen – und eine Affäre zu beginnen, mit Adèle, der verheirateten Wirtin des Hôtel Central, die in ihrem schwarzen Seidenkleid auf Joseph gewartet hat wie eine Spinne auf ihre Beute. Dann wird der Hotelboy ermordet, und bald darauf stirbt Adèles Mann. Joseph hat einen schrecklichen Verdacht. Aber er kommt nicht los von Adèle.“ Was schließlich zu einem wenig erquicklichen Unhappy-ending – nun, führen muss: Timar kann eben nicht aus seiner Haut… Bis dahin vergeht allerdings einige Zeit mit diversen Episoden, einer Reise zu den von ihm (mit Adèles Geld und mithilfe seiner verwandtschaftlichen Beziehungen in der französischen Heimat) gekauften Waldes. Im Grunde weit mehr als ein Lokalkrimi: Ein Entwicklungs-Roman, fast eine Dokufiktion. Und ein psychologischer Entwicklungs-Roman, der so gesehen natürlich auch zum von Simenon geprägten Psycho-Thriller-Genre passt, rund um seinen berühmtesten Detektiv Maigret. Und so für Medien-Semiotiker ein reiches Feld bieten kann, gerade im Vergleich zu Hergé (siehe oben) …HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter