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Totes Laub

Autor Louise Penny
Verlag Kampa
ISBN 978-3-311-12032-2

„Der elfte Fall für Gamache“ – und als Fazit dazu dies: Ideen hat die Autorin, wow! Wobei sich dann heraus stellt, dass auch dieser Fall durchaus einen wahren Kern birgt, siehe ihr Nachwort … Wer sich jeweils den neu erscheinenden Band gönnt, muss allerdings aufpassen, weil nach und nach die Fälle bunt gemischt erscheinen: Da hat Leser vielleicht schon was gelesen, was eigentlich erst später kommt – oder muss sich auf eine veränderte Situation einstellen, weil Geschehen dazwischen fehlt. Doch da (fast) jede Story für sich steht (bis auf wenige Ausnahmen), lassen sich auch diese mehr als 500 Seiten feiner Unterhaltung bestens genießen. Wobei, gerade das hier hat schon „Schmackes“ – und mag den einen oder die andere schlucken lassen …

Massenvernichtung?
Sehr bald wird deutlich, worum es hier geht: Eine Massenvernichtungs-Waffe mitten im Wald… „Seit einem Jahr genießt Armand Gamache, ehemaliger Chief Inspector der Sûreté du Québec, seinen vorzeitigen Ruhestand in Three Pines. Das Zepter in der berühmten Mordkommission hat er an die nächste Generation übergeben. Doch als man ihm den Posten des Chief Superintendent anbietet, wird er auch von seinen engsten Vertrauten Isabelle Lacoste und Jean-Guy Beauvoir gedrängt zurückzukehren. Gamache hat eigentlich nicht vor, den Dienst wieder aufzunehmen, aber kann er die Füße stillhalten? Zumal eines Nachmittags der neunjährige Laurent Lepage tot im Straßengraben gefunden wird. Scheinbar ein Fahrradunfall, aber Gamache hat daran so seine Zweifel. Der Junge mit der blühenden Phantasie war erst am Vortag mit der wahnwitzigen Geschichte über eine riesige Kanone und ein Monster im Wald in Oliviers Bistro geplatzt. Alle in Three Pines haben darüber gelacht. Wenig später machen Gamache und Jean-Guy einen schrecklichen Fund im Wald. Und Gamache wird klar: Dieses eine Mal hätten sie Laurent glauben müssen.“ Doch viele Köche…

Politik – oh mei …
Denn da tauchen Geheimdienst-Leute auf (und bleiben, z.B. S. 387ff.) wie auch ein emeritierter Professor mit diffuser Rolle (siehe etwa S. 326f.), der irgendwas mit der Sache zu tun haben könnte. Gamache ist gefordert – und muss sich zugleich Gedanken machen, ein Job-Angebot evt. doch anzunehmen. Wie immer mit einem Arsenal an Personal, bekanntem wie neuem – und mit diversen Morden. Plus eben viel Politik, siehe Wehrdient-Verweigerer und Erinnerungen an den Vietnam-Krieg (plus Plot S. 413), siehe Geheimdienst-Einfluss & Co. Und mitten drin auch noch Armands ganz persönlicher Albtraum (S. 54, S. 188ff., S. 428ff. etc.), fantastisch kombiniert mal wieder von Louise Penny! Und gerade in Zeiten wie diesen (eine knappe Woche nach Putins Invasion in die Ukraine) können Gedanken wie Strom-Abhängigkeit (S. 148f. etc.) bei all unserer Zivilisation durchaus nachdenklich machen… Wie nahe die Story an der Wirklichkeit ist, was an Fakten sie in die Fiktion verpackt hat, das erläutert Penny als „Anmerkung der Autorin“ S. 525f. Höchst spannend also, zugleich Historisches auffrischend und ergänzend… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter