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Todesblues in Chicago

Autor Ray Celestin
Verlag Piper
ISBN 978-3-492-06104-9

„Wenn der Blues euren Tod ankündigt“ leitet die Überschrift auf dem Rückseiten-Text ein. Und wie der Autor im Nachwort (S. 563ff.) erläutert, hat er sich im Aufbau weitgehend an jenem des West End Blues gehalten: Louis Armstrong hat in diesem Thriller immer wieder Auftritte und kommt mit viel Biografischem zu Wort. – Dies ist Band 2 der „City Blues Quartett“-Reihe, „die die Geschichte des Jazz und der Mafia in den mittleren fünfzig Jahren des 20. Jahrhunderts nachzeichnet“ (S.568).

Die Geschichte – Fortsetzung folgt!
Denn mit den Hauptpersonen schließt der zweite Teil an „Höllenjazz in New Orleans“ an, von wo Michael & Ida kommen. Er mit einer Schwarzen verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Sie eine Schwarze, wenn auch vergleichsweise hellhäutig: Rassismus-Themen flammen immer wieder auf, in dieser Geschichte, die zehn Jahre nach dem Einstiegs-Roman spielt, nämlich im „Sommer 1928. Aus den Flüsterkneipen dringen neue Jazzklänge, während die Bewohner Chicagos vor Hitze fast wahnsinnig werden. Gleich drei Verbrechen halten die Stadt in Atem: die Entführung einer Fabrikantenerbin, der Gifttod mehrerer Mitglieder der High Society und ein Mord im Rotlichtviertel, dessen Opfer die Augen aus den Höhlen entfernt wurden. Die Pinkerton-Detektive Ida Davis und Michael Talbot ermitteln – und folgen einer gefährlichen Spur, die sie direkt in die Kreise des größten Mafiabosses aller Zeiten führt: Al Capone.“ Er und diverse weitere Gangster werden fein gezeichnet und bei aller regelmäßig aufflammenden Gewalt fast sympathisch dargestellt. Happy-endings mag Leser kaum erwarten, doch ein paar Protagonisten dürfen überleben … Auch die beiden Ermittler gehen hohes Risiko: Kriegen sie die Kurve, bei all den verschlungenen Beziehungen und korrupten Politikern, deren lange Finger gar in die Agentur Pinkerton zu reichen scheinen? Trotz ihrer Bekanntheit nach quasi legendären Erfolgen beim Aufklären spektakulärer Fälle?!

Grandios: Musik & Mafia!
Exzellent recherchiert, wenn auch fiktiv verändert, lernt Leser viel über Milieus & Mafia, Korruption und Karrieren. Dargeboten in zehn Teilen, Prolog (Kadenz) und Schluss (Coda) inklusive. Dazwischen, ganz in der Komposition des legendären Louis Armstrong, Teil 1-8: Erster Chorus, Duett, Überleitung, Solo, Zweiter Chorus, Dritter Chorus, Improvisation, Letzter Chorus. Auch und gerade für Freunde des Jazz ein Leckerbissen, weil der Autor quasi hörbar macht, was auf der Bühne je geboten wird: Historische Leckerbissen „auf die Ohren“ sind geboten. Sogar Al Capone ist ein Fan …Teil 3 „Gangster-Swing in New York“ ist fürs Frühjahr 2020 angekündigt – Vorfreude! Denn anders als Pulp-Fiction oder Krimi sind hier Historie und Menschen im Zentrum des Betrachters. Kriminelles Geschehen gehört dazu, in diesen Milieus, Rauschgift inklusive – sind jedoch so etwas ein Rahmen der Handlung. So gesehen: Weiterbildung in besonders unterhaltsamer Form! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter