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Tod in Weimar

Autor Dominique Horwitz
Verlag Knaus
ISBN 978-3-813-50663-1

Dieser Kriminalroman ist der erste des Schauspielers, Regisseurs und Sängers Dominique Horwitz, und er liest sich zuweilen so unterhaltsam wie ein Theaterstück. Der Ort scheint aus persönlichen Gründen gewählt und nicht, weil er in der Handlung eine Rolle spielt. Worauf es ankommt, ist die Nähe zu Buchenwald. Doch das vermutet der Leser erst recht spät. In einer Seniorenresidenz für (scheinbar ausschließlich) betuchte Senioren sterben in kurzer Zeit Personen, die – hübsche Idee – in Weimar nicht ein Goethe-, sondern ein Schillerstück proben: alles ehemalige Schauspieler, Sänger, Theaterleute. Der Kutscher und Stadtführer, Roman Kaminski, wird dadurch in das Geschehen involviert, dass ihn die Leiterin als Hausmeister engagiert. Roman Kaminski agiert indes nicht nur als von der Polizei zur verdeckten Mitarbeit erpresst (aufgrund eines Missverständnisses, das der smarte Kommissar zu eigenen Gunsten nutzt), sondern ist auch eine Figur, die ihre eigenen Probleme hat: nicht nur mit einem 14-jährigen weiblichen Teenager, Fretchen genannt, sondern auch und vor allem in seiner verborgenen Liebe zu Laura, einer Wirtin. In den Dialogen, Reflexionen und Handlungen im Rahmen dieser Beziehung finden psychologisierende Zeitgenossen und –genossinnen gewiss ein amüsantes Analysespielfeld. Der Roman ist lebhaft geschrieben, hält Spannung und vor allem Unterhaltsamkeit durch manch hübschen Einfall und mag in Liebesdingen den Rat geben, sich zu offenbaren anstatt sich zu verstecken.

Hanspeter Reiter