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The Power

Autor Rhonda Byrne
Verlag sonstige
Seiten 304 Seiten
ISBN 3426656876
Preis 16,99

In der Fortsetzung von “What the bleep do know”, “The Secret” nun also “The Power”. Die logische Struktur ist durchgehalten. Man kann sie als metaphysisch, religiös, als esoterisch oder ideologisch bezeichnen: Es gibt eine “Kraft”, dieses Mal etwas weniger psychophysikalisch unterlegt, dafür emotional und kosmisch wirksam. Die „Anziehung“, präziser „die Liebe“ ist es, die, soweit im Individuum vorhanden, dafür sorgt, dass es „bekommt, was es verdient“ (gleich im Vorwort und in mantraähnlicher Wiederholung).

Geblieben ist damit auch die logische Struktur der Individualisierung, verknüpft mit einer kruden Variante eines mehr oder minder radikalen Konstruktivismus: Das, was einem Menschen widerfährt, widerfährt ihm eben nicht, sondern stellt er selbst her und ist verantwortlich für sein Glück oder Unglück, für seine Armut oder seinen Reichtum, für seine Krankheit oder Gesundheit. Denn all dies und die gesamte Lebensführung hängen kausal ab von seiner Fähigkeit, zu lieben. Der einzelne Mensch ist voll und ganz alleinig verantwortlich für alles, was mit seinem Leben zusammenhängt. So etwas wie Kontextualität oder sozialisatorische, kulturelle Bedingtheiten gibt es ebenso wenig wie eine Ethik und ein Ethos, die sich herleiten aus überindividuellen Zusammenhängen, geschweige denn objektiven Überlegungen wie es insbesondere ein philosophischer Diskursrahmen nahe legt.

Nun kann man Liebe als universales Prinzip begreifen, das vor allem dazu aufruft, ein emotionales oder mentales Grundwohlwollen, eine Orientierung auf Fürsorge oder zumindest auf einen grundlegenden Respekt anderen Menschen bis hin zu allen Lebewesen der Erde und gar der pflanzlichenNatur zuteil werden zu lassen. Und dies bereichern um die Komponente der Verantwortlichkeit. Dann wäre Liebe eine Art Frieden stiftende „Kraft“ und bürgte gar  noch das Potenzial wechselseitiger Fürsorge im Zusammenleben. Aber dieser Diskurs, der das bloß subjektive Fühlen und Glauben transzendiert, wird nicht geführt, ist nicht vorgesehen. Liebe wird als „Magnet“ für die unterschiedlichsten gerade auch modernen Bedürfnisse und als Garant für deren Erfüllung betrachtet. Wie in den vorgängigen Büchlein und Filmen sorgt Liebe dafür, dass man gesund ist, reich werden kann (Geld spielt wieder eine prominente Rolle), beliebt ist und so weiter. Liebe als Realisatorin egozentrierter Bedürfnisse.

Für intellektuell orientierte Personen sowie für jene, die sich ethisch mitverantwortlich fühlen für das, was zumindest in ihrem unmittelbaren Umfeld geschieht, weil sie davon ein Teil sind, eine Zumutung, für Esoterikfreunde und jene Menschen, die sich vor allem als fühlende und in dieser ich bezogenen Variante gläubige Wesen begreifen, vermutlich eine weitere Bereicherung, zumindest eine Bestätigung. Sie werden – dieses Mal aus Liebe – ihren Parkplatz weiterhin bestellen. Zu wünschen wäre, dass sie sich dann und wann einmal auch darum kümmern, dass andere einen Parkplatz bekommen, mindestens dann, wenn sie ihn dringend benötigen, beispielsweise, weil sie einen behinderten Menschen zum Arzt begleiten.

Dr. Regina Mahlmann
www.dr-mahlmann.de
info@dr-mahlmann.de

Dr. Regina Mahlmann