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The Passengers

Autor John Marrs
Verlag Heyne
ISBN 978-3-453-32072-7

„Du entscheidest über Leben und Tod“ – nämlich in der Kommission, die ansonsten entscheidet, wer Schuld hat bei Unfällen mit selbst fahrenden Autos: In aller Regel der Mensch, so deren Statistik … Doch jetzt geht es um mehr, nämlich, aktuelles Geschehen…

Alles Algorithmus oder was?
Das ist ja ein durchaus arg aktuelles Thema, rund um so genannte „autonome Fahrzeuge“. In diesem packenden Thriller (der zugleich ziemlich nachdenklich macht…) ist die (britische) Gesellschaft schon ein paar Schritte weiter: Menschen nutzen Autos (eigene, Taxis …), die völlig „selbstständig“ agieren, also: via Algorithmus. Tja, und wie entscheidet „der“ im Fall des Falles? Das ist die Story: »Guten Morgen, Claire. Sie dürften bemerkt haben, dass sich Ihr Fahrzeug nicht mehr unter Ihrer Kontrolle befindet. Ab sofort bestimme ich, wohin Ihre Fahrt geht. Im Augenblick gibt es nur eines, das Sie wissen sollten: In zwei Stunden und dreißig Minuten sind Sie höchstwahrscheinlich tot.« Als die hochschwangere Claire Arden diese Worte aus dem Lautsprecher ihres nagelneuen selbstfahrenden Autos vernimmt, hält sie es zunächst für einen schlechten Scherz. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass sie tatsächlich in ihrem Wagen gefangen ist. Und sie ist nicht die Einzige – noch sieben weitere Passagiere sind in derselben Situation: Die Systeme ihrer Autos wurden geknackt, und nun befinden sie sich auf einem fatalen Kollisionskurs. Doch damit nicht genug: Der Hacker streamt das ganze live im Internet, und die Zuschauer entscheiden über Leben und Tod der acht Passagiere …“. Nämlich jene Kommission, in die Libby als derzeitige Vertreterin der Allgemeinheit „gewählt“ wurde (eher bestimmt) – und die zu einer zentralen Figur in diesem durchaus absurden / abstrusen Geschehen wird, das da erschreckend real erscheint! Ins Erzählte eingestreut findet Leser zudem News und Posts digitaler Kanäle (und Medien), die kommentierend wie informierend wirken. Apropos, Jedermann (gerade bei den derzeit etwas anderen Salzburger Festspielen startend gespielt  …) kann mitstimmen, via Soziale Medien. Ein (knapp) 500-Seiter, mit dem der Autor einen Finger geradezu hinein bohrt in ein schmerzhaftes Thema, das Ethik, IT und Internet mit z.B. der Automobil-Industrie verhakt. Ein wenig SciFi, vor allem: Dokufiktion ersten Ranges, exzellent recherchiert und als Story sehr gelungener Dramaturgie präsentiert. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter