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Terrestrial Impact Structures

Autor Gottwald / Kenkmann / Reimold
Verlag Dr. Pfeil
ISBN 978-3-899-37261-8

„The TanDEM-X Atlas“ in 2 Bänden im hochwertigen vierfarbigen Schuber, im zweiten Band incl. Nördlinger Ries (S. 526ff., über volle 6 Seiten!), immerhin 14,8 Millionen Jahre alt (statt deren Milliarden, wie in der SZ besprochen – das wäre dann ein „Pre-BigBang“ gewesen  …). Und Vorsicht achten, wer Angst vor Asteroiden hat … und dennoch hoffentlich Englisch beherrscht: Die Texte dieser (ja internationalen) Auflage sind Englisch, worauf schon Titel und Promotion-Texte (im Flyer und auf der Website) rekurrieren…Worldwide also können Sie Einschlag-Krater besichtigen: Band 1 Afrika und beide amerikanischen (Teil-)Kontinente, Band 2 Asien – Australien – Europa, gesamt über 600 Seiten…

Himmelskörper wirksam auf der Erde
Eine Menge wertvolles Material haben sie uns gebracht, Meteoriten (was ankommt) und Asteroiden (die Quelle) – vielleicht gar Aminosäuren, also wichtige Bausteine fürs Leben, Wasser jedenfalls – und Metalle (bzw. Elemente) en masse, wie aus der gefundenen zig tausend Resten analysiert! Und während aufwändige Weltraum-Missionen zu Asteroiden geschickt werden (Anfang 2021 etwa eine japanische Sonde), diese Himmelskörper zu untersuchen und sogar Proben zur Erde zurück zu bringen, finden wir auf und in der Erde selbst Wertvolles und Informatives. Erkennbar sind diese speziellen Krater jedenfalls, im Vergleich etwa zu Vulkan-Kratern. Diese beiden großformatigen Bände legen nun ein Füllhorn ans Einschlag-Karten vor, aufzufinden auf allen Kontinenten: „Die Einschläge von Asteroiden, verbunden mit der Entstehung von Einschlagkratern, sind ein fundamentaler Prozess im Sonnensystem; mit ziemlicher Sicherheit sogar darüber hinaus. Als die Planeten und ihre Monde in der protoplanetaren Scheibe des sich gerade bildenden Sonnensystems am Entstehen waren, spielten Einschläge auf ihren Oberflächen eine wichtige Rolle. Auch später beeinflussten sie die Entwicklung der Planeten. Der Einschlag großer Projektile wirkte sich auf der Erde sogar auf die Entwicklung des Lebens aus.“ Bis hin zur Super-Katastrophe vor 66 Millionen Jahren, als ein gigantischer Einschlag eines evt. 14 km messenden Asteroiden wohl fürs Aussterben der Saurier sorgte (und dadurch wohl erst den Weg für Aufkommen der Säugetiere bereitet hat), heute als Chicxulub-Krater in Chile zu „besichtigen“, als größter Krater, soweit bekannt, bis zu 180 km breit und an die bis zu 40 km tief. Breit bekannt ist auch das Tunguska-Ereignis vom 17. Juni 1908, das in Sibirien tausende von Kilometer weit wirkte („Strongest Airbust in Modern Times, S. 370ff.)…

Experten am Werk
…und damit im Werk, als exzellente Kombination aus Astronomie und Physik (Manfred Gottwald), Geologie und Paläontologie (Thomas Kenkmann), und Mineralogie (Wolf Uwe Reimold). Alle drei in unterschiedlichsten Professionen unterwegs, bei den „üblichen Verdächtigen“ – seien es Universitäten, Institutionen (europäische oder auch NASA), das worldwide. An der Quelle schürfend also, was tiefe Einblicke und scharfe Analysen verspricht – was die Bände absolut halten! Nur möglich durch intensive Kooperation und interdisziplinären Austausch…Worüber je Objekt viele Geschichten zu erzählen sind, über Ausmaße und gefundene extraterrestrische Teile etwa.

Kartografie aus dem Weltall
Erst seit relativ kurzer Zeit ist es überhaupt möglich, sich einen derart umfassenden Überblick zu den Einschlägen zu verschaffen, von weit oben im Raum: „In den zurückliegenden 50 Jahren hat uns die interplanetare Raumfahrt die Kartierung der kraterübersäten alten Oberflächen unserer Nachbarn im Sonnensystem ermöglicht. Auf unserem Heimatplaneten repräsentiert die heutige Anzahl der weltweiten Einschlagkrater dagegen nur einen Bruchteil dessen, was die Erde im Lauf ihrer Geschichte an Einschlägen erfahren hat. Tektonische Aktivität, Erosion und Verwitterung sowie Sedimentation hat den Großteil dieser Einschlaghistorie ausgelöscht. Der übrig gebliebene Anteil ist von diesen geologischen Prozessen oft bis zur Unkenntlichkeit verändert oder im Untergrund unseren Blicken entzogen. Die Kartierung dessen, was von den Einschlägen der Vergangenheit heute noch auf der Erdoberfläche zu sehen ist kann von Satelliten aus erdnahen Umlaufbahnen vorgenommen werden. Oft behindert dabei die Erdatmosphäre infolge dichter Bewölkung oder starker Luftverschmutzung den freien Blick oder fehlende Ausleuchtung durch die Sonne entzieht den Erdboden einer genauen Betrachtung. Jedoch können wir heute mit Methoden der Fernerkundung, entwickelt in den zurückliegenden Jahren, die Herausforderung, die Erdoberfläche mit hoher Präzision zu kartieren, erfolgreich bewältigen.“ Und das lässt sich abbilden, und wie!

Ästhetik von Katastrophen
Heutzutage sind die Folgen früherer Einschläge längst „vergessen“ – was bleibt, ist das geologische Gebilde, über zigtausende und Millionen Jahre verändert, nun anzuschauen mit einer ganz besonderen Ästhetik. Oder vor Ort zu erleben, angeregt von diesen Foto-Dokumenten: „Zwischen 2010 und 2016 hat die deutsche X-Band Radarmission TanDEM-X, geleitet und betrieben vom DLR, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das erste hochaufgelöste globale digitale Höhenmodell der festen Erdoberfläche erstellt. Es basiert auf der Methode der Interferometrie mittels Synthetischen Apertur-Radars. Wir haben mit Hilfe dieser Daten den ersten topografischen Atlas aller heute bekannten terrestrischen Einschlagkrater erstellt. Er vermittelt den Leserinnen und Lesern die Grundlagen des Einschlagprozesses, der Radarfernerkundung im Allgemeinen sowie der TanDEM-X Raumfahrtmission im Speziellen. Er zeigt die Einschlagkrater der Erde in mehr als 200 hochaufgelösten topografischen Karten, ergänzt durch geologische Beschreibungen sowie einer Vielzahl von Aufnahmen dieser Strukturen. Der Atlas vermittelt für jeden Kontinent einen umfassenden Überblick über dessen Inventar an Einschlagkratern.“ Die wertigen Bände sind zwar kaum zum Mitnehmen geeignet, doch fürs Vorbereiten einer Reise durchaus. Ansonsten: @Home-journey ;-) … gerade in Zeiten wie diesen! Wer nur ein wenig an derlei Themen interessiert ist, gönne sich die beiden Bände – Raumfahrt, Geologie, Erdgeschichte oder schlicht Reisen! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter