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Sturmhöhe

Autor Emily Bronte
Verlag sonstige
Seiten 656 Seiten
ISBN 978 3 7175 2250 8
Preis 22,95 Euro

Der von Ingrid Rein übersetzte und mit einem informativen Nachwort von Susanne Ostwald versehene Roman „Sturmhöhe“ („Wuthering Heights“ der Originaltitel) von Emily Bronte ist purer Lesegenuss, der den Leser hineinzieht in das Geschehen, ohne ihn eindeutig parteiisch zu machen für einen der ausgemalten Charaktere.

Die jüngste und als rätselhafteste der Schwestern Bronte geltende Emily (nur 30 Jahre alt geworden) hat in dem erstmals 1847 veröffentlichten (und einzigen) Roman „stieß bei seinem Erscheinen auf weitverbreitetes Unverständnis und teils heftige Ablehnung“, so Susanne Ostwald, unter anderem, weil die Autorin gegen dominante Benimmregeln und sittliche Kodices verstieß; der Roman glich „einem Donnerschlag“.

Und auch wenn die Regeln heute liberaler sind, verdanken wir der literarischen Kraft, der leidenschaftlichen Sprache, die Gedanken, Phantasien und Geschehnisse in einer zu bewundernden Vielfalt schildert, dass wir jenen Donnerschlag nachempfinden können.

Neben dem Einbezug von Romantik und Schauerromanen war die Erzählweise – heute vertrauter – ebenso ungewöhnlich wie die Erzählung. In wechselnden Erzählerperspektiven leben die Leser Hauptphasen zweier Familien und zweier Generationen mit und nach, deren verbindendes Moment eine nahezu mystisch tiefe, über das irdische Leben hinausweisende Liebe und ein ebenso transzendierender Hass ist. Die verschiedenen Perspektiven verhindern einerseits eine schnurgerade Einteilung von Böse und Gut, Schwarz (Teufel) und Weiß (Himmel), und andererseits eine eindeutige, dissonanzfreie Parteinahme. Auch das war neu – und rührt selbst heutige Leser in der Weise, dass sie hin- und herschwanken – und darüber ins Nach-Denken geraten. 

Klassisch nennen wir Literatur u.a. dann, wenn sie paradigmatische, dem Menschen typische Konflikte, Freude und Leid, literarisch darstellt. Der Roman berührt, fasziniert und bewegt, ohne dass er beansprucht, symbolisch oder allegorisch zu sein, Augen und Geist dazu, von der Lektüre aufzuschauen, um in direkten oder vermittelten Erfahrungen und Sehnsüchten der gegenwärtigen Welt umherzuschweifen. 

In der Manesse Bibliothek der Weltliteratur hat dieser Roman einen ihm gebührenden Platz.

Dr. Regina Mahlmann, www.dr-mahlmann.de

Dr. Regina Mahlmann