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Stromland

Autor Stephan Scholtissek
Verlag sonstige

207 Seiten
ISBN: 3455067476
Preis: 17,95 Euro

Warum ein „business-Roman“? Zumindest wollte ich auf diese Weise einen der großen Spieler im Beratungs-Markt zu Wort kommen lassen, vielleicht als Gegengewicht zur kritischen Marktanalyse „Beraten und verkauft“. Denn der Autor ist Sprecher der Geschäftsführung von Accenture Deutschland und sendet hier die Botschaft an Politik und Wirtschaft aus: Schluss mit dem Jammern, angepackt! Er nimmt uns mit in eine nahe Zukunft, um diesem „Angriff“ ein wenig die Spitze zu nehmen, ähnlich dem Versicherungs-Vertreter, der das Problem in die Vergangenheit verlegt („Stellen Sie sich vor, Sie hätten letzte Woche auf der Fahrt von Hamburg nach Hause einen schweren Unfall gehabt – wie stünde Ihre Familie dann jetzt da?!“): Deutschland wird Stromland im Jahre 2019, der Protagonist kehrt nach langen Jahren in Fruchtland (it´s USA, you know…) zurück in die Heimat. In eine Heimat, die ihn wahrlich überrascht – und vom Interim Manager wohl bald in Permanenz des angebotenen Jobs wird gehen lassen. Er findet dort überrascht vor: fantastische Innovationen, neuartige Dienstleistungen, findige Unternehmer und bürgernahe Staatsdiener – couragierte Menschen mit Kämpfergeist, die ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen und ein neues Wirtschaftswunder geschaffen haben…

Wenn Sie gelegentlich Rezensionen von mir lesen, wissen Sie: Mir kommt es darauf an, Lektüre ganzheitlich zu betrachten – also: möglichst viel heraus zu lesen. So stieß ich in diesem Business-Roman auch auf ein Geschäftsmodell, das wir Trainer und Berater vielleicht stärker ins Kalkül ziehen sollten – vielleicht sogar über Verbands-Mitgliedschaften wie GABAL e.V.; macht mich jedenfalls nachdenklich:
„… einige Vorab-Informationen über die KompAK…, die Akademie für Kompakt- und Intensivbildung… und… wie rasant sich die KompAK in den letzten fünfzehn Jahren entwickelt hatte – vom regionalen Institut für berufliche Weiterbildung zu einer der weltweit angesehensten und fortschrittlichsten Bildungsakademien.
Heute beschäftigte die KompAK zwanzig feste Mitarbeiter und konnte darüber hinaus auf ein Netzwerk von ungefährt freien Mitarbeitern aus Wirtschaft, Wissenschaft und anderen Bereichen zurückgreifen.“ Jetzt wirft der Autor einen Blick in die Zukunft – könnte so die Entwicklung unserer Branche für die kommenden Jahre aussehen, siehe E-Learning, Blended Learning…? „Neben interaktiven Fernstudiengängen in Sprachen und Ökonomie, Informationstechnologie oder Ingenieurswissenschaften bot Frau Sundersens Akademie auch virtuelle Schnellseminare an, die ebenso angesehen und praxisorientiert waren wie die Crashkurse von CyXBrain. ´Learning on demand´ hatte auch in Stromland … rapide an Bedeutung gewonnen.“ Es folgt eine logische Begründung für diese Entwicklung: „Um Berufe und Tätigkeitsfelder so schnell und häufig wechseln zu können, wie es der heutige Arbeitsmarkt verlangte und möglich machte, mussten die Leute auf genau die Wissenspakete zugreifen können, die sie für ihre neue Arbeit jeweils brauchten… das virtuelle Segment … weitaus schneller wuchs als die klassische Wissensvermittlung in Sommerseminaren oder dreijährigen Vollzeitstudien…“ Woraus haarscharf zu schließen wäre: Die Zukunft für persönlichen Einsatz im Bildungsbereich liegt 1. in der Inhalte-Generierung, 2. im Vertrieb des Angebots und 3. im Tele-Coaching, weniger im Präsenz-Bereich. Jedenfalls in der Wissensvermittlung: Es geht hier um hard facts, offenbar nur sekundär um soft skills…

Wie auch immer, es folgt eine interessante Analyse, Diagnose und Therapie, weil „… sich gerade im Segment der persönlichen Wissensvermittlung durch Lehrkräfte und Tutoren … die Beschwerden häuften.“ (S. 170ff.) Von dort führt Sven Laufer der Weg übrigens auch in „die Schule“, da er einen schulpflichtigen Sohn mit nach Hause bringt… Spannend? Urteilen Sie selbst, greifen Sie zu. 

Hanspeter Reiter