Sprache und Kommunikation in der beruflichen Aus- und Weiterbildung
Autor | Christian Efing, Karl-Hubert Kiefer (Hrsg.) |
Verlag | Narr |
ISBN | 978-3-823-38041-2 |
Dieses Handbuch leistet jenen besondere Hilfe durch Überblicke, Literaturhinweise und erläuternde Ausführung, die in der Praxis Lese-, Sprach-, Schreibkompetenz unterrichten, sowie jenen, die sich aus der Metaposition mit Forschungsdesigns, Methoden und Didaktik befassen und einen wissenschaftlichen Zugang zur Thematik haben.
Den Kapiteln A bis F des interdisziplinär ausgerichteten Handbuchs für Sprache und Kommunikation in der beruflichen Aus‐ und Weiterbildung gehen das Vorwort der Herausgeber und ein kursorischer Blick über die „grundlegenden Strukturen und Funktionen der betrieblichen und schulischen Berufsbildung in Deutschland“ und damit des Berufsbildungssystems (S. 11) von Günter Kutscha voraus. Diese vorgängigen Ausführungen stimmen auf das breite Repertoire der Kapitel mit ihren zahlreichen Beiträgen ein – die Herausgeber geben einen knappen Einblick in die Kapitelakzente – , bahnen die Aufmerksamkeit und Erwartungen der Leser in Richtung auf den Schwerpunkt, nämlich beruflich veranlasste Aus- und Weiterbildung in verschiedenen Bereichen beruflicher Bildung und Aktivität, und markieren somit die Rahmenbedingungen.
Das Kapitel A stellt „Disziplinen und Akteure“ vor, die unter dem Vorzeichen „Perspektive“ verschiedene Blick-, Forschungs-, Didaktik- und Methodikschwerpunkte überblickartig skizzieren, etwa Perspektive Angewandte Sprachwissenschaft, Wirtschaft, Interkulturalität, Berufs-, Wirtschaftspädagogik, Narration in der Organisationsforschung. In der Kürze mag die Würze liegen – -doch bei den meisten Beiträgen wäre etwas mehr, ausführlicher und kritischer, etwa zum Kompetenzbegriff, zu(r Moder der) Narration und ihren auch unerwünschten Nebenfolgen; wertvoll wäre zudem eine Problematisierung (radikal-) konstruktivistischer Ausgangstheorie, deren Kern“glaubenssätze“ nach wie vor dominant affirmativ Verwendung finden, sowie zur Verknüpfung von sprachkonstruktivistischen mit systemtheoretischen (Luhmannscher Prägung) Aussagen wertvoll. Denn nicht zuletzt beanspruchen Artikel in einem Handbuch, einen auch kritische Positionen mitskizzierenden Überblick über den Status Quo in Forschung und Anwendung. Dies gilt insbesondere dort, wo Folgerungen für die programmatische Aufladung in Curricula geplant oder empfohlen wird. Dazu siehe insbesondere das Kapitel C.
Das Kapitel B befasst sich unter dem Titel „Exemplarische Domänen: Ausgewählte Berufsfelder/Fachgruppen“ mit sprachlichen (verbalen, nonverbalen) und kommunikativen (Sprache, Verhalten, Handeln – Kommunikation im Sinn von teilen, mitteilen, teilnehmen lassen; gemeinsam machen) Anforderungen in Aus-, Fort-, Weiterbildung in verschiedenen Berufsfeldern (Medizin, Friseur, Tourismus mit DaFT, Pflege-und Bereuung). Die Erörterungen und Überblicksdarstellungen antworten auf Herausforderungen, die entweder die Empfänger der Leistungen in den Vordergrund stellen (z.B. Gesprächsführung von Ärzten in der Medizinerausbildung) oder sich, wie auf dem Berufsfeld Tourismus eingedenk interkultureller Begegnungen Lehr- und Lernmaterialien und –prinzipien zentriert werden, um die Vermittlung im Unterricht für Deutsch als Fremdsprache im Tourismus (DaFT) zu skizzieren und die noch fehlende Systematisierung nachzuliefern. Interessant ist in diesem Kapitel auch der Beitrag „Wozu lesen?“. Das Autorenteam exemplifiziert die Notwendigkeit, Lesekompetenz zu fördern und zu lehren am Berufsfeld Bautechnik. Die Autoren nehmen anhand empirischer Forschung den gesamten Bogen in Blick: Motivation der Lernenden, Didaktik und Methodik, Materialien und die Relevanz kontext- und praxisbezogenen Leselernens und sprechen von einer „adressaten- und domänenspezifischen Förderung von Lesekompetenz“, die dringend geboten sei.
Daran schließen thematisch die Kapitel c (bestehend aus einem Beitrag, der Methoden der Erhebung, Analyse, Auswertung hervorhebt) und D an, das sich insgesamt der Sprachkompetenz und sprachlicher Fertigkeiten widmet, diagnostisch und didaktisch.
Das erste Unterkapitel betrachtet, ausgehend von funktionalem Analphabetismus, Förderungsanlässe und Unterstützungsweisen, die unerlässlich sind, um angemessene oder genügende „Sprachkompetenz“ in der Berufswelt zu erlangen und zum Ausdruck zu bringen. Das zweite Unterkapitel widmet sich den Aspekten Sprechen und Zuhören in Gesprächen als Komponente von Gesprächskompetenz, ebenso den Aspekten Erklären und Instruieren. Die Beiträge beziehen sich auf berufliche Bildung und die Sekundarstufe 1 sowie Bewerbungskompetenzen, schriftlich und mündlich.
Die weiteren Unterkapitel widmen sich dem Schreiben, Lesen (einschließlich der Besonderheit von Infographiken) und transkulturellen Lernen (Mehrsprachigkeit, Sprachförderung Zugewanderte, Deutsch als Fremdsprache, Fremdsprachenausbildung) und Lehren mit Fokus auf berufliche Bildung allgemein und Sekundarstufe 1.
Das Schlusskapitel mit dem Buchstaben F konzentriert sich auf „Didaktik und Methodik der Vermittlung“ in Sprachausbildung, berufliche Bildung, Deutschunterricht (mit besonderem Augenmerk auf Mediennutzung) sowie Prüfungsformaten.
Der Band ist interdisziplinär angelegt, unterscheidet und verbindet sprachliche und kommunikative Fähig- und Fertigkeiten und dekliniert verschiedene Methoden und didaktische Szenarien in der Vermittlung. Um die Beiträge theoretisch einsortieren zu können und ein Grundverständnis zu haben, sei empfohlen, die Lektüre der Beiträge mit dem jenem zu beginnen, das das Kapitel C ausmacht. Dort durchstreifen Christian Efing und Karl-Hubert Kiefer die „Methoden zur Erhebung, Analyse und Beschreibung kommunikativer Anforderungen, Praktiken und Verhaltensweisen in beruflichen und Ausbildungskontexten“ und beginnen mit erkenntnistheoretischer, wissens- und soziolinguistischer Verortung. Zwar sehr knapp, aber hinreichend, um a) ein Grundverständnis zu erwerben und b), um Hinweise für vertiefte und durchaus auch kritische Lektüre zu erhalten.