Speed
Autor | Florian Opitz |
Verlag | Riemann |
ISBN | 978-3-570-50128-3 |
„Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ versteht der Autor weniger als Hommage an Marcel Proust – vielmehr titelt er auf der U4 des Buches: „Meine Erfahrung mit der Zeit beschränkt sich inzwischen nur auf das eine Gefühl – sie fehlt!“. Denn das Besondere an der Zeit ist ja, wenn sie weg ist – ist sie weg, unwiederbringlich. Sorge vorm Burn-out ist – grob gesprochen – der Fokus im Teil 1 „Stimmt was nicht mit mir?“, siehe Seminare, Experten, Digitales Fasten und Zeitforscher. Um Be- und Entschleunigung geht´s dann in Teil 2 „Die Welt der Beschleuniger“. Schließlich dann Lösungsansätze in Teil 3 „Alternativen zum Hamsterrad“, mit Geschichten und Beispielen. Da gibt es den Aussteiger (ehemaliger Investment-Banker), die Bergbauern als eine Art „Artefakt“ – und dennoch zeitgemäß? Dann den „Radikalentschleuniger“ Douglas Tomkins, das nun schon gut bekannte „Bruttonationalglück“ als Import aus Bhutan – und schließlich noch das Grundeinkommen. Im abschließenden Kapitel „Hamsterrad für Fortgeschrittene“ stellt der Autor die Frage „Was nun?“ und stellt damit (z.B. S. 275) das immer währende Wachstum grundsätzlich in Frage, das ja nun eine Menge mit unserem beschleunigten Zeitgefühl zu tun hat – und die begrenzten Ressourcen unseres Planeten. Doch bleiben wir „persönlicher“: Die auch häufig zitierte Balance schaffen wir dann, wenn wir sieben Bedürfnisse erfüllen, so der Burn-out-Experte Dr. Sprenger (S. 54f.): drei körperliche (Schlaf, Bewegung, Ernährung) und vier psychische (Bindung, Selbstwertbestätigung, Orientierung/Kontrolle – und: Lustbefriedigung). Da klingt die Pyramide von Maslow an, oder? Zeitsouverän zeigt sich ein anderer Experte beim Interview, Karlheinz Geißler – da will der Autor sich was abschauen, siehe: sofortig ran, wenn´s Telefon läutet … Tatsächlich ist unser Umgang mit der Zeit erlernt, kaum ererbt. Dafür ist die Beschleunigung in den letzten zwei Jahrhunderten viel zu rasch gegangen. Wer sich an die Geschichten rund um die Eisenbahnen Anfang des 19. Jahrhunderts erinnert: Menschen würden sterben, bei damals 30 km/h … Und heute? Schön anschaulich das indirekte Gegenüberstellen von Trading (meist von Computern mit Entscheid/Aktion binnen Mikrosekunden geleisteter Börsenhandel) und Bergbauern im Einklang mit der Natur, die zusammen mit ihren Tieren dem Ablauf von Tag-Nacht und Jahreszeit folgen. Das mag dem Leser wieder bewusst(er) werden lassen, wie er/sie selbst mit der Zeit umgeht. – Umgehen mit der Zeit, eigener wie der Anderer, war letztlich auch das Thema beim GABAL-Herbst-Impulstag 2012 in Oberursel „Weiterbildung für einen ausgewogenen Lebens-„Wandel““, u.a. mit dem „Guru“ zu dieser Thematik – Prof. Dr. Lothar Seiwert. Den der Autor übrigens im 1. Kapitel „zitiert“ J … Näheres bei Interesse dazu auf www.impulstage.gabal.de. – Inzwischen ist „Speed“ übrigens auch als Taschenbuch beim Goldmann-Verlag erschienen.