So nicht!
Autor | Sigmund Gottlieb |
Verlag | LangenMüller |
ISBN | 978-3-784-43598-5 |
„Klartext zur Lage der Nation“ hievt den ehemaligen BR-TV-Journalist geschickt in künstliche Höhen, nämlich jener eines Kanzlers mit entsprechender Rede. Bescheiden geht anders … Doch das wird die Leserschaft dieser 350 volltönenden Seiten auch kaum erwarten?! Interessant dazu andere Töne aus der Buch-Vorstellung im Presseclub München:
Widerspruch willkommen
…war die Reaktion des Autors auf die ausgiebige „verbale Rezension“ von Prof. Dr. Ursula Münch, ihres Zeichens Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing – seine Wunsch-Partnerin auf dem Podium, so Gottlieb. Übrigens eingeleitet vom Verleger selbst, Michael Fleissner, der seine Crew rund um Verlagsleiterin Sissi Klauser zur Buch-Vorstellung begleitet hatte: Bücher für Meinungs-Vielfalt seien im Fokus seines Verlags. Ihre „Hausaufgaben“ zum aktuellen Meinungs-Buch von Sigmund Gottlieb hat die Interview-Partnerin jedenfalls erkennbar gemacht, spickt sie doch ihre ausgiebige Replik mit vielerlei Zitaten aus ihrer Lektüre: Vieles sei überspitzt, manches jedoch absolut zutreffend. Mehr Differenzieren hätte sie gut gefunden – da erinnere sie sich gerne an die „Münchner Runde“, moderiert eben von Sigmund Gottlieb… Lautstarke Minderheiten vs. schweigende Mehrheit nehme er in den Blick – heftig auch seine Analyse der Medien (Selbstbezug? HPR), siehe mangelnde Wirtschafts-Kompetenz und Sprache der Eliten, Worthülsen inklusive, die Akademisierung lasse grüßen. „Haltungs-Journalismus“ führe zur Alltags-Verdrossenheit…
Klartext
…wolle er sprechen, so der Autor. Den attestiert ihm die Kritikerin – allerdings geht ihr der gelegentlich zu weit, im Sinne von eher zu einseitiger Betrachtung. Doch die dient natürlich dessen plakativem Ziel, das sinngemäß lautet „Sorgfalts-Offensive statt Realitäts-Verweigerung“ – würden denn Debatten nicht mehr geführt – oder schlicht überhört, fragt der bekannte Journalist auf dem Podium sich selbst – und sein Publikum. Das mündet in den abschließenden Epilog seines Buchs (S. 333ff.), in dem er sich auf die berühmte „Rück-Rede“ von Alt-Bundespräsident Roman Herzog bezieht. Doch der Reihe nach: „Wir tun noch immer so, als seien wir die Besten der Welt. Doch der erfahrene Journalist Sigmund Gottlieb hält uns Deutschen gnadenlos den Spiegel vor: Unser Land und seine Eliten werden von Tag zu Tag nachlässiger und schwächer. Man ruht sich auf den Erfolgen der Vergangenheit aus und lässt immer mehr Bereiche verkommen: Bildung, Sprache, Flüchtlingspolitik, Renten. Wie überfordert unsere Politiker sind, wurde uns im Krisen-Dreiklang des Jahres 2021 durch Corona, die Flutkatastrophe und Afghanistan dramatisch vor Augen geführt. Warum ist es so weit gekommen? Sollen Gesinnungsethiker tatsächlich das Wort führen und darf die zunehmende „Cancel Culture“ immer mehr Kritiker zum Schweigen bringen? Wenn wir nicht bald die Wende schaffen, ist Deutschland im Begriff zu verkommen.“ Da wird ein wenig pauschaliert – ist´s wirklich ein „Totalversagen der Politik“, ein „System-Versagen der Schule“? Liegt´s wirklich am Mangel an Sachverstand? Jedenfalls interessant zu lesen, mit vielerlei Anstößen fürs eigene Nachdenken! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de