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Silverview

Autor John Le Carré
Verlag ullstein
ISBN 978-3-550-20206-3

„Es gibt Menschen, die wir niemals verraten dürfen, um welchen Preis auch immer. Ich falle nicht in diese Kategorie.“ Hui, mit diesem Rückseiten-Titel des Schutzumschlags lässt sich einiges erwarten! Das wird auch erfüllt – dennoch sind diese 250 Seiten spannender Spionageroman einer der eher „sanften“ Sorte, im Vergleich zum wohl berühmtesten Helden dieses Autors: James Bond. Also eher à la George Smiley, doch mit ganz eigenem Personal …

Geheimdienste
… haben so ihre eigenen Gesetze – im Sinne des Wortes wie auch indirekt. Das merkt auch der eine oder andere ehemalige (oder scheinbar ehemalige) „Spion“ in dieser Story – oder wird an etwas erinnert, was schon vergessen schien: „Julian Lawndsley hat seinen Überflieger-Job in London drangegeben für ein einfacheres Leben als Buchhändler in einem kleinen englischen Küstenort. Kaum ist er ein paar Monate dort, stört ein abendlicher Besucher seine Ruhe. Edward, ein polnischer Emigrant, der auf Silverview lebt, dem großen Anwesen am Ortsrand, scheint viel über Julians Familie zu wissen und zeigt großes Interesse an den Details seines neuen kleinen Unternehmens. Gleichzeitig erhält in London ein Agentenführer des britischen Geheimdienstes einen Brief, der ihn vor einer undichten Stelle im Dienst warnt, und die Ermittlungen führen ihn in einen kleinen Ort an der englischen Küste … Silverview ist die faszinierende Geschichte einer Begegnung, Erfahrung trifft auf Unschuld, Integrität auf Loyalität. John le Carré, einer der großen Chronisten unserer Zeit, konfrontiert uns mit der Frage, was wir den Menschen, die wir lieben, wirklich schuldig sind.“ Auch der Titel ist ja durchaus zweideutig zu verstehen: Silberblick als Blick aufs Silber (gar die 30 Silberlinge, bekannt aus der Bibel?!) – und jener, mit dem halb an einem vorbei geschaut wird. Nun, Leser lasse sich (positiv!) überraschen von einer spannenden Geschichte, die zugleich interessante Einblicke in MI5/6 usw. bietet (S. 107 etc., auch mit Bezügen zum Kalten Krieg etwa S. 72f. – leider wieder nur allzu aktuell…), wie von diesem Autor gewohnt. Der bedauerlicher Weise vor zwei Jahren verstorben ist – das war´s dann also, mit Spionage-Thrillern der besonderen Art… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter