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Siegerin

Autor Yishai Sarid
Verlag Kein & Aber
ISBN 978-3-0369-5840-8

Dieser Roman ist bei mir fast als Sachbuch angekommen – eine Dokufiktion ist´s wohl allemal…

Krieg ohne Frieden
… ist derzeit wie auf absehbare Zeit die Situation im Nahen Osten, für Israel eine Dauer-Herausforderung – und so auch für jene Menschen, die „es“ verteidigen sollen. Da stellt sich natürlich die Frage: „Wie lernt man zu töten, ohne daran zu zerbrechen? Als Psychologin berät Abigail seit Jahren erfolgreich das israelische Militär, wie es Soldaten besser auf Einsätze vorbereitet.“ Denn Traumata sind häufig auch dann die Folge brutalen Geschehens und Erlebens, wenn das vor der eigenen Haustür geschieht statt fernab (Vietnam, Afghanistan… für US-Soldaten). Was im Nachhinein auch für viele Betroffene der beiden Weltkriege konstatiert werden muss, steht hier klar zur Debatte: Wie lässt sich verhindern, dass Dauer-Schäden entstehen, wenn es schon zur Tötung kommen muss? Ziemlich eiskalt erscheint die Protagonistin in ihrem Tun, sehr anschaulich dargestellt, aus ihrer Sicht, Gedanken inklusive.

… auch und gerade ohne „inneren“ …
Zweifel kommen ihr im Grund so gut wie nicht – bis das Ganze nahe an sie heran getragen wird: „Doch dann wird ihr einziger Sohn Schauli einberufen, und sie muss sich entscheiden: Was wiegt schwerer, das Wohl ihres Landes oder das ihres Kindes?“ Leser entdeckt, wie relevant es ist, Distanz wahren zu können – was sie versucht, den Soldaten „im Feld“ zu vermitteln, um sie vorzubereiten (oder ihnen im Nachhinein beim Verarbeiten zu helfen, soweit irgend möglich). Die Stärke dieses Romans liegt in der brutalen Offenheit, mit der der Autor seine Leser ins Töten(-Müssen) hineinzieht: Wer sollte es schaffen, ums Sich-Gedanken-Machen herum zu kommen? Ein etwas anderes Herangehen als beim gleichen Themen in diversen US-Serien (wie Bones, wenn dort auch scheinbar nur ein „Rand-Thema“). HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter