Shitbürgertum
Autor | Ulf Poschardt |
Verlag | Westend |
ISBN | 978-3-98791-331-0 |
„Macht kaputt was euch kaputt macht“ vereint mancherlei provokative Perspektive in einem Essay von 170 Seiten. Abgelehnt vom ursprünglichen Vertrags-Verlag, sind die Gedanken nun hier veröffentlicht – durchaus lesenswert, mit vielerlei Gedanken-Anstößen…
Provokant und provozierend
…kommt dieser Text also daher, nieder geschrieben von einem ehemaligen Linken (wie er selbst anmerkt) – und durchaus (selbst)bewusst mit dem Titel an den klassischen Schildbürger angelehnt . Nun, “in diesem scharfsinnigen und provokanten Essay entlarvt Ulf Poschardt einen neuen Sozialcharakter, der unsere Gesellschaft prägt und lähmt: den „Shitbürger“. Mit einer unheilvollen Mischung aus Anmaßung und Untertanengeist inszeniert sich der Shitbürger als moralisch überlegener Retter der Welt – verteidigt dabei jedoch vor allem seine eigenen Privilegien und Interessen. Poschardt, einer der renommiertesten Journalisten Deutschlands, zeigt auf, wie der Shitbürger in den liberalen, saturierten Gesellschaften des Westens eine beispiellose „Hegemonie“ errichtet hat. Diese habe nicht nur Institutionen wie Kultur, Medien und Wissenschaft durchdrungen, sondern Deutschland in eine tiefe Krise geführt – eine Krise, die nur durch radikale Selbstkritik und eine Rückbesinnung auf republikanische Tugenden überwunden werden kann. Ein unverzichtbares Buch für alle, die den gesellschaftlichen Wandel unserer Zeit verstehen und die Mechanismen des Shitbürgertums durchschauen wollen. Provokant, analytisch und ein Weckruf zur Selbstreflexion.“ Wer sich an diesen Text heran wagt, erhält die Chance, eigene Positionen (selbst)kritisch reflektieren zu können. Frei davon, all das letztlich für akzeptabel zu halten…
Derlei ist mir aufgefallen
…und entsprechend in meinem Büchlein mit einem Eselsohr „geschmückt“: Angeregt sei er durch Millei, doch im Grunde viel früher anzusetzen bei de Tocqueville (S. 19ff.) * Der Röntgenblick der amerikanischen Popkultur (u.a. ausgehend vom Marvel-Held Captain America, S. 53ff.), für mich vor allem mit Blick auf Comics interessant … * wiederkehrend das Thema staatlicher Einfluss (plus Ausfluss, siehe Staatsquote steigend, u.a. S. 70ff.) * Mehrheiten zu Minderheiten (und der Schutz eben jener als Widerstreit, S. 89f. etc.) * Die Sprache des Shitbürgertums, bei mir als Linguist natürlich besondere Aufmerksamkeit heischend (S. 123ff., darin Sprache als Schachtfeld bzw. freie und deren Evolution, verkehrtes Gendern inkl.) * Moralisieren via Medien (u.a. S. 138f., erneut Pop-Kultur usw.). Voila, nur eine kleine Auswahl aus knapp zwei Dutzend Häppchen-Kapitel im typischen Essay-Stil, ergänzt um diese Stichworte aus Kapitel-Überschriften: Gruppe 47 (als Beispiel fürs Aufarbeiten der Nazi-Zeit), der Untertan…, Freiheits- und Aufstiegsneid, Freinheits-Angst – und abschließend (resp. eher offen haltend!) Selbst-Therapie-Vorschlag und „Der letzte Trimph des Sh.“, auf die neue Regierung rekurrierend… Also – zugreifen, eine etwas andere Lektüre wagen?! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de