Selbststeuerung von Unternehmen
Autor | Alexander Exner, Hella Exner, Gerhard Hochreiter |
Verlag | sonstige |
Seiten | 252 Seiten |
ISBN | 978-3-593-38825-0 |
Preis | 38,90 |
Die Beratergruppe Neuwaldegg wendet sich mit ihrem Konzept an Praktiker, die sich zumindest ab und zu einmal die Zeit und Muße nehmen, das eigene Tun im persönlichen Verantwortungsbereich sowie im Kontext der Unternehmensziele zu überdenken.
Aus dieser pragmatischen Perspektive bieten die Autoren Handlungsanregungen, die „die Lücke“ zwischen systemischer Theorie und Umsetzung „schließen“ (9) sollen. Das Verfahren, das sie dazu anwenden, ist ein Kompositum aus theoretischem Minimalwissen, im Alltag zu verwendenden Fragestellungen für Diagnose und Therapie sowie zahlreichen Fallbeispielen aus der Praxis.
Diese Kombination leistet zumindest, dass der Praktiker konkrete Anhaltspunkte für Reflexion und darauf aufbauendes Handeln gewinnt und tatsächlich umsetzen kann.
Möglicherweise irritierend könnte sein, dass zwar mehrfach die Metapher „Unternehmen als Organismus“ zitiert und behauptet wird, sie als Folie zu nutzen, ohne allerdings näher ausbuchstabiert zu werden. Das ist bedauerlich, zumal es für die Nützlichkeit dieser Metapher in der Literatur zahlreiche Hinweise gibt. So könnte die Metapher bestenfalls als hilfreiches Vehikel aufgefasst werden, sich selbst zu sensibilisieren. Wofür? Vor allem für die Grenzen von Steuerbarkeit im Sinn linearer Planung und direktiver Führung als Folge unvorhersehbarer Eigenlogik und Eigendynamik beteiligter Individuen und deren Zusammenspiel sowie der Wechselwirkung zwischen „Organen“ und „Gliedern“ des Organismus.
Was dem Praktiker (Manager, Führungskraft) zu gute kommt, nämlich teilweise starke Vereinfachungen komplizierter, gar komplexer Sachverhalte sowie Behauptungen, die im Gewand der Tatsache daherkommen, macht den Theoretiker oder auch Berater etwas unruhig. Aber diese Perspektive ist im Handbuch nicht gefragt, sodass diese heiklen Aspekte an dieser Stelle nicht ausgeführt werden.
So wertvoll die Hinweise und Anregungen sind, so anspruchsvoll sind sie für die Umsetzung im Alltag. Das gilt sowohl für die Reflexionsaufforderungen, die der eigenen Person gelten (dafür sei Peter Senge empfohlen), als auch für das persönliche wie kollektive Engagement, das nötig ist, um die oben zitierte Lücke praktisch zu schließen.
Jenen Führenden, die sich auch als gestaltende Kräfte im Unternehmen wahrnehmen, sei dieses Handbuch empfohlen. Vielleicht wird durch die Lektüre zudem angeregt, sich in weiterer Literatur zur leitenden Metapher „Organismus“ näher umzuschauen oder sich – gezielt – in den einen oder anderen Aspekt systemischen Zusammenspiels zu vertiefen, um das Repertoire eigenen Denkens und Agierens zu erweitern.
Dr. Regina Mahlmann