Schweig still, mein Kind
Autor | Petra Busch |
Verlag | sonstige |
Seiten | 448 Seiten |
ISBN | 978-3-426-50557-1 |
Preis | 8,99 |
Geschehnisse aus früher Zeit brechen auf, nach und nach, wie Geschwüre. Anlass dafür ist die Rückkehr einer „verlorenen Tochter“ in das (scheinbar?) idyllische 500-Seelen-Dorf im Schwarzwald – genauer: ihre Ermordung. Das ist zwar ein spannender Krimi, zweifellos. Doch dieser Roman ist mehr, geht er doch phasenweise vor allem diesem Thema nach: Autismus. Offenbar intensiv recherchiert, nachvollziehbar dargestellt aus mehreren Perspektiven, u.a. jener eben des Autisten (S. 186ff.): „Bruno weiß viel. Muter weiß nichts. Sie kommandiert. Verbessert. Nörgelt. Sie versteht nicht, dass er ein „Soll“ ist. Bruno soll. Das begreift er. Das passt in seinen Kopf. Er sieht, wie sich ihr Gesicht verändert, wenn er ein Soll-nicht ist. Alles zeigt nach unten. … Er sieht den Unterschied in ihrer Mimik. … Richtig deuten kann er sie nicht.“ Oder Fachleute unter sich (S. 287ff.): „Die Theory of Mind sagt euch sicher nichts, dozierte Larsson. Sie begründet, dass Autisten mentale Zustände nicht nachempfinden können. Gefühle und Gedanken anderer – Fehlanzeige. … Entscheidend aber ist …, dass Autisten Sprache nicht als Kommunikationsform begreifen. Sie äußern sich zwar. Aber nicht, weil sie sich mit dir austauschen wollen, sondern weil sie Sicherheit brauchen. Rituale …“ Auch Bruno ist eine Inselbegabung, als Figur von der Autorin mit Anleihen von „Rain man“ (als Verfilmung wohl) bedient. – Das Ende ist wenig überraschend, den Leser (hoffentlich) stark mitnehmend, mehrdeutig gemeint wie von mir geschrieben.
PS: Preiswürdige Gestaltung: Das Buch hat das „Bloody Cover 2011“ gewonnen …