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Schlaue Zellen

Autor Markus Reiter
Verlag Gütersloher Verlagshaus
ISBN 978-3-579-06681-3

Oha – „Das Neuro-Buch für alle, die nicht auf den Kopf gefallen sind“ – und auch noch Einstein´s obere Kopfhälfte auf dem Titel! Plakativ, mein Namensvetter (übrigens weder verwandt noch verschwägert) – und gut gelungen. Denn er verbindet Erkenntnisse aus der Hirnforschung – also Wissenschaftliches, jeweils vertiefend in Kapiteln „Hintergrund“ geliefert – mit Geschichten, die dem Leser den Praxis-Bezug erleichtern:  Er nennt das einen „Spaziergang“, „die Zauberformel für ein fittes Gehirn“ zu entdecken, damit schließlich „klüger und wachsamer“ zu werden „Mit vielen praktischen Tipps zur sofortigen Anwendung“. Ein Beispiel (S. 222): „Was bedeuten diese Erkenntnisse für Sie, wenn Sie eine Fremdsprache lernen wollen? Die positive Nachricht: Verzichten Sie aufs Grammatikpauken! Grammatik … lernen Sie am besten dadurch, dass Sie möglichst oft Muttersprachlern zuhören, Texte in der Originalsprache lesen und die Fremdsprache selbst benutzen.“ Tja, vieles davon tun wir, wenn wir unsere Muttersprache „lernen“, gell! Das, was jetzt folgt, hatten wir damals sowieso – später müssen wir bewusst dafür sorgen: „Außerdem brauchen Sie noch etwas, was die Wissenschaftler „motivierenden Kontext“ nennen … das Lernen sollte Ihnen Spaß machen.“ Führt fast zwangsläufig auch zur Frage „Zweisprachigkeit – schadet oder nützt sie?“ (S. 226ff. – ja und nein ;-) …)Dazu einige meiner Eselsohren (= merk-würdig!) kurz benannt: „Hintergrund für Genau-Wissen-Wollen: Gedächtniszellen“ (S. 64ff.) – u.a. „Um Erinnerungen dauerhaft zu speichern, muss das Gehirn umgebaut werden.“ „Graue Substanz kann man trainieren … dass Spiegelschrift zu lesen die Dichte der Grauen Substanz im sogenannten Okzitallappen steigert.“ (S. 98) Warum diese Graue Substanz wichtig ist? „Sie könnte es dem Gehirn ermöglichen, geschädigte Teile gleichsam kurzzuschließen und somit seine Leistungsfähigkeit zu erhalten.“ Außerdem: „Es geht um die Frage, wie es den Menschen gelingt, die Absichten und Gefühle anderer zu verstehen.“ „Wie in einem Spiegel“ lautet die Kapitelüberschrift dazu (S. 130ff.) – und  Sie ahnen es, die Spiegel-Neuronen sind gefragt, Empathie [&] Co.! Wichtig auch diese Erkenntnis: „Je mehr persönliches Engagement wir in eine Überzeugung gesteckt haben, desto weniger sind wir bereit, selbst im Angesicht von eindeutigen Fakten von diesen abzulassen. Stattdessen versuchen wir, die Fakten in irgendeiner Weise so zu interpretieren, dass sie zu unseren Überzeugungen passen – selbst wenn das für Außenstehende absurd anmutet … Unser Gehirn ist stets bemüht, kognitive Dissonanzen wegzuargumentieren.“ (S. 147) Nachtigall, ich hör dir trapsen, sprach da Trainer, Coach, Berater, oder? Überlegen Sie, was gerade dieses „Verhalten“ für Folgen haben kann, bezogen auf Weiterbildung, Lern-Transfer – und Verhalten in Workshops … Auch das Finanz-Thema kommt natürlich zur Sprache: „Wie entstehen Gier und Panik? Was uns durchgeknallte Börseninvestoren über unser Gehirn lehren“ (S. 174ff.). Wobei von den vier Kapiteln (Lüge und Wahrheit – Gefühl und Verstand – Sprache und Lesen) das erste für Weiterbildner das interessanteste ist: Gedächtnis und Lernen. Und natürlich die abschließende „Zauberformel für ein fittes Gehirn“ (S. 236f.) , in Kurzfassung 3L: Laufen – Lieben – Lernen. Ach ja, vielleicht sollten wir ein 4. L ergänzen: „lecker essen“ – im Sinne von gehaltvoll, ausgewogen und durchaus: lustvoll.

Hanspeter Reiter