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Schatten

Autor Viivi Luik
Verlag Wallstein
ISBN 978-3-8353-3339-0

„Roman“ heißt es lapidar – und doch so wichtig: Kommt diese Geschichte doch fast dokufiktional daher. Zu lesen dennoch als Roman …

Autobiografisch?!
…der ziemlich autobiografisch daher kommt: Ich-erzählend und sehr zum Leben und Reisen der Autorin passend. Ein andauerndes Schattenspiel, indem sie zwischen Gegenwarten (sic!) und Vergangenheiten (sic!) … weniger springt, vielmehr Bezüge herstellt – Rom, Tallinn, Helsinki, Berlin …„Ein Streifzug durch die Ewige Stadt und ein Spaziergang durch Europas vielfältige Geschichte. In »Schattenspiel« ist Rom einerseits mythischer Sehnsuchtsort, anderseits eine lebendige, von liebenswerten und skurrilen Gestalten bevölkerte Stadt. Die Erzählerin trifft auf Pastoren und Bettlerinnen, auf geliebte Hühner und gerissene Taschendiebe. Mit viel Humor schildert sie das Leben an der Seite eines estnischen Diplomaten, und blickt dabei zurück auf ihre Zeit in Berlin und die Kindheit im stalinistischen Estland. Viivi Luik lässt ihre Protagonistin in einer Welt lange nach Fall des Eisernen Vorhangs unterwegs sein.“ Scheinbar stehen die Lokationen im Fokus, doch immer erlebensnah beschrieben anhand ihrer menschlichen Charaktere. Wie sie sie überrascht und auch überraschend wiederzufinden meint, teils gar hellseherisch im Rückblick: So geht Erinnern …

Interkulturelles
…ist es, was die Autorin schildert, was sie ihre Leser mit- und nacherleben lässt. Durchaus aus der Sicht der Nord-Europäerin, wobei sie das (geografisch wie sprachlich) sehr nahe Finnland mit seinen Menschen als ähnlich fern darstellt wie Italien – und doch völlig anders: „Zwar sind die Erinnerungen an frühe Erfahrungen, in denen Rom nur ein unerreichbarer Traum war, noch ganz plastisch. Doch stets gab die Ewige Stadt einen Maßstab ab, eine Richtung vor. Als der Traum endlich Wirklichkeit wird, ist die Erzählerin eine »gestandene« Frau, die schon in anderen Ländern Europas gelebt hat, nicht nur besuchsweise, sondern beruflich und über Jahre. Sie kennt sich aus, aber hier, am verzauberten Ort, trifft Traum auf raue Wirklichkeit, etwa wenn bei Wohnungsbesichtigungen römisches Temperament und nordisches Gemüt aufeinanderprallen. Das ist so abenteuerlich wie hochkomisch. Überhaupt scheint die Nord-Süd-Trennung durch die Alpen viel einschneidender (und plausibler) als ein abstrakter Ost-West-Gegensatz. Viivi Luik hat mit leichter Hand einen europäischen Roman geschrieben, der durch einen fremden Blick auf das Vertraute besticht.“ Was den Leser vielleicht auch hoffnungsfroh werden lässt, mit Blick auf das EU-Europa… Apropos, Einblicke durchaus diesseits des allseits gelobten estnischen Weges in digital-wirtschaftlicher Hinsicht – durchaus entspannend! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter