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Raum

Autor Emma Donoghue
Verlag managerSeminare Verlag
ISBN 978-3-492-05466-9

Ist das eine moderne Version der Kasper-Hauser-Geschichte, wie in manchen Rezensionen zu lesen war?  Mag sein, dass dieser Roman so interpretierbar ist, an manchen Stellen durchaus thrillerartig daher kommend, was ja auch für die „Ur-Geschichte“ Kasper Hauser galt. Jedenfalls bietet die Story interessante Einblicke in Sprachentwicklung, zunächst verzögert infolge des begrenzten Umfelds und der konzentrierten Sozialkontakte (Mutter; Vater nur höchst sporadisch, wenn er die beiden in „Raum“ besucht, wo er sie eingesperrt hat, um Lebensmittel etc. zu bringen und sich Sex zu holen), dann explosionsartig, nach erfolgreicher Flucht. Was geht in einem Kind vor, wenn aus Scheinwelt Fernsehen plötzlich doch Echtwelt wird? Da steckt eine Menge Spiel rund um virtuell-real mit drin, wie vielleicht auch Andeutung dessen, was in einem Autist vorgehen mag. Wie ein solcher mag Jack sich gefühlt haben, ohne es zu wissen, nachdem er plötzlich im Außen ist. Womit zugleich der Aspekt des Interkulturellen fokussiert ist – und die Grenzen erlebt werden, die eine Vorbereitung in einem „geschützten Umfeld“ naturgemäß mit sich bringen muss. Neben spannender Unterhaltung also schon auch Weiterbildung für Weiterbildner, sich Partikel von Alltagstransfer bewusst(er) zu machen. Auch Vorgänge rund ums Entlernen, hier auch: Abschiednehmen werden von der Autorin einfühlsam beschrieben, Change-Prozesse also …

Hanspeter Reiter