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Praktischer Journalismus

Autor Steffen Burkhardt
Verlag sonstige
Seiten 318 Seiten
ISBN 978-3-486-58638-1
Preis 34,80

Als Lehr- und Handbuch ausgewiesen, ist dieser Band erstaunlich praxisnah gelungen, für Einsteiger wie „Nebenbei-Journalisten“, etwa Trainern und Beratern, die gelingende Fachartikel schreiben möchten. Erstaunlich allerdings nur auf den ersten Blick, ist der Autor doch stellvertretender wissenschaftlicher Leiter des Journalismus-Studiengangs an der Hamburg Media School, zwar an der Uni Hamburg angesiedelt, doch eher eine (Fach-)Hochschule. Alle Grundfragen werden behandelt, für alle Medien (Print, Funk, Online), inkl. einer Karriere-Entwicklung für jene, die Journalismus zu ihrem Hauptberuf machen möchten – bezahlt, wohl gemerkt … Zwölf Kapitel werden geboten, davon vier in Teil I „Herausforderungen des Journalismus“ und deren acht in Teil II „Journalistisches Arbeiten“ – für unsereins naturgemäß der interessantere, u.a. mit Recherche (S. 145ff.; u.a. „am Telefon“ S. 154), Journalistischer Gesprächsführung (S. 171ff.) und den unterschiedlichen Darstellungsformen in Zeitungen und Zeitschriften (S. 193ff.), im Radio und TV (S. 217ff., 241ff.) und schließlich in den neuen Medien (S. 259ff.). Wer für diesen Bereich Fortbildung sucht, findet Ansatzpunkte S. 279ff.

Meine typischen HPR-Eselsohren finden sich naturgemäß weiter hinten im Buch (siehe oben!), etwa S. 137 zu jenen Faktoren, die eine Nachricht berichtens-, da lesenswert machen:
Nachrichtenfaktoren  – kulturfreie: Frequenz, Schwelle (der Aufmerksamkeit), Eindeutigkeit, Bedeutsamkeit, Konsonanz (Erwartungen entsprechend), Überraschung, Kontinuität, Variation. Kulturabhängig – Bezug auf Elitenationen (G8…), Elitepersonen (VIPs…), Personalisierung, Negativismus (Anm.: siehe BILD!).

Rhetorik des Interviews (S. 173ff.) – Zielsetzung, Themenauswahl und Recherche, Vorgespräch, Gesprächsaufbau: Anmoderation und erste Frage, Interviewstrategie, -fragen, Unterbrechen, Gesprächsende, Nachbereitung. Psychologie des Interviews…
Ein Kapitel, sehr interessant für 1. Jene, die selbst Kommunikations-/Rhetorik-Seminare veranstalten, 2. Jene, die in die Situation kommen, selbst interviewt zu werden: Informieren Sie sich mal aus der Sicht der anderen Seite! Siehe etwa auch Nonverbale Kommunikation (S. 183ff.), inkl. Paralinguistik. Wieder aufgenommen wird die Thematik naturgemäß auch bei Rundfunk (S. 234) und Fernsehen mit ihren speziellen Gegebenheiten…

S. 262 findet sich eine interessante Übersicht über „Zusätzliche Elemente im Onlineangebot bei Artikeln im Bereich aktueller Information“, also was wird verstärkend eingesetzt zur reinen Textnachricht, etwa Grafiken, Fotos, Audio, Video … Links … und Funktionen wie „per eMail verschicken“ oder „drucken“ resp. „Link zu einem passenden Verkaufsangebot“. Interessant daran auch die Verteilung über unterschiedliche Verursacher der Online-Nachricht (Tageszeitung, Publikumszeitschrift, TV/Radio, reiner Onlineanbieter).

„Aus der Praxis für die Praxis“ kommt Input von Interview-Partnern aus dem jeweiligen Metier eines Kapitels, wobei jeweils Experten aus den relevanten Medien zu Wort kommen. Womit der Autor wiederum beweist, dass er über „Die Schlüsselkompetenzen im praktischen Journalismus“ auch selbst verfügt, siehe S. 11: Planungs-, Organisations-, Selektions-, Informations-, Evaluations-, Strukturierungs-, Präsentations-, Vermittlungs-, Reflexions- und Soziale Kompetenz. Voila, woran erinnert Sie das, Frau Trainerin, Herr Berater, Weiterbildner jeglicher Couleur? Vielleicht an von unsereins geforderte Kompetenzen? Wie nah sind ach doch Weiterbildung und Medien …

Hanspeter Reiter