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Platzhirsch

Autor Nicola Förg
Verlag Pendo
ISBN 978-3-86612-343-4

Regional- und Lokal-Krimis sind in, mit dem entsprechenden Kolorit versehen, in aller Regel von „dort“ beheimateten AutorInnen geschrieben. Außerdem gilt: Inzwischen kommen Krimis fast nur noch mit Reihen-Titel daher – hier ist das „Ein Alpen-Krimi“, der zugleich die Region verortet. Doch ist dieser Thriller weit mehr als das: Da wird Geschichte aufgearbeitet, nämlich die dunkle Zeit der Sklavenhaltung noch bis ins 20. Jahrhundert hinein – ja, in deutschen Landen! Schon von dem Schwabenkindern gehört? Heftig … Dazu hat die Autorin auch exzellent in Jagdkreisen recherchiert – für passionierte Jäger wird so der Roman zum Leckerbissen, für deren Nachwuchs schon fast Pflichtlektüre in Form von Entertrainment … Und der Plot ist ein solcher, nämlich: überraschend, treffend, logisch! Doch darauf kommen kann LeserIn schwer, begleitet das Ermittlerinnen-Duo auf seinem Weg durch verwirrende Zusammenhänge, die sich langsam entwickeln, und durch emotionale Irrungen, entstanden durch Mangel an Distanz (man kennt einander halt, aufm Dorf …). Inhaltlich wie sprachlich kommt der Krimi erfreulich ernsthaft daher, diesseits fast gequälter (und unnötiger) Wortspielereien wie dem auf dem Umschlag hinten: „Zückt der Jäger seine Flinte, sitzt der Hirsch wohl in der Tinte“ – ähem … In Wahrheit wird die Auseinandersetzung von traditioneller (Hege- und Pflege-)Jagd mit neu entflammter „Herren-Jagd“ in Person diverser Protagonisten ernsthaft diskutiert, Buch-Projekte der ermordeten Biologin und Gutshof-Herrin inkludierend. Dabei kommt Spannung stark zum Zuge! Und lässt LeserIn über die 300 Seiten hinweg kaum los: Viel Vergnügen, verbunden mit historischer Weiterbildung! – HPR

Hanspeter Reiter