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Next Generation Leadership

Autor Simon Beck
Verlag Haufe
Seiten 225
ISBN 978-3-648174067
Preis 49,95

Erst die Reflexion, dann der (be-)lohnende Vergleich

 

Als neuen Rahmen werden in dem Buch in vier Kapiteln die Hintergründe für den erforderlichen Führungswandel, das entsprechende Mindset und Skillset sowie Anwendungsbereiche in der Praxis geschildert. Dank der Übungs- bzw. Reflexionseinheiten und den zahlreichen Fragebögen ist das Buch wie ein Arbeitsbuch zur klaren Einordnung der eigenen Führungsart und nachgelagerten Organisationsstruktur zu verstehen.

 

Simon Beck geht mit seinen Leserinnen und Lesern auf wissenschaftliche Weise das Businessumfeld auf Chancen und Risiken für das jeweilige Unternehmen analysieren, sie zu identifizieren und Strategien zu entwickeln, um auf Veränderungen zu reagieren. Hierbei werden politische Rahmenbedingungen beleuchtet, die zu einem erhöhten Krisen- und Konfliktmanagement führen können und vermutlich mehr internationale Verhandlungskompetenzen erfordern. Dann wird auf wirtschaftliche Rahmenbedingungen geschaut, die eine höhere Reaktions- und Anpassungsgeschwindigkeit mit sich bringen und Führung Führung durch die oft virtuelle Zusammenarbeit auf neues Komplexitätslevel heben. Auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nehmen Einfluss, sei es durch den demografischen Wandel, die sinkende Gesundheit der Bevölkerung oder die Zunahme von Protestbewegungen, vielseitig verstärkt und beschleunigt durch die sozialen Medien.

 

Dann geht’s weiter zur Selbsteinschätzung der Veränderungsfähigkeit der Führungsperson: Wo ändert sich das Anforderungsprofil an Führungskräfte? Welche Konsequenzen müssen sie (aus-)  tragen? Und welche Auswirkungen bringen die äußeren Wandlungen für die Mitabreitenden mit sich?

Hier wird ausführlich auf die zunehmende Selbststeuerung und Selbstführung für eine agiles, wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen seitens der Belegschaft hingewiesen. Dies beinhaltet auch die Aneignung von Kompetenzen und Haltungen, die es den Beschäftigten ermöglicht, flexibel und schnell entscheiden und reagieren zu können. Zeitgleich besteht ein immer stärkerer Wunsch nach Gesundheit, Nachhaltigkeit und Purpose, welche sie bei den Führungskräften nachfragen und einfordern. Nicht zuletzt kommen die Wünsche nach Flexibilität und Individualität hinzu, die neben den vielen hybriden Arbeitslösungen auch die einzelnen Bedürfnisse immer weiter in den Fokus rücken und sich aufs berufliche Umfeld auswirken.

 

Beck geht auf die sechs Megatrends und „Future-Leadership-Kompetenzen“ ein, die wesentlichen Einfluss auf die Führung und die Führungskräfte von Organisationen haben. Diese sind der stark gestiegene Vernetzungsdruck weltweit aufgrund der Globalisierung, die digitale Transformation aller Lebensbereiche, die hohe Innovations- und Wettbewerbsdynamik (Agilitätsforderung), die steigende Individualisierung – über die Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung über Partizipation, Inklusion, Gleichberechtigung bis zur Zugehörigkeit – und aufgrund des fortschreitenden Klimawandels der hohe ökologische Druck zum nachhaltigen Handeln.

 

Weil viele Überzeugungen, Haltungen und Hintergründe in der Arbeitswelt zusammentreffen, formuliert Simon Beck sechs Thesen zur ganzheitlichen Führung im Next Generation Leadership. Um Ganzheitlichkeit als Führungsrahmen einzugrenzen, erläutert er sechs Grundprinzipien und vier Wertepaare, die er als essenziell für eine zukunftstaugliche Führung erachtet. Zusammengesetzt münden sie in dem Manifest zum Be6! Leadership Framework, das besagt, weniger Menschen zu führen, sondern mehr Selbstführung zu ermöglichen; nicht den Menschen ändern zu wollen, sondern ihm Freiraum zur eigenen Veränderung zu eröffnen; weniger anzuweisen, sondern mehr zu delegieren; weniger zu kontrollieren, sondern mehr in die Eigenverantwortlichkeit zu vertrauen; weniger Top-Down-Prozesse zu installieren, sondern die übergreifend vernetzte Zusammenarbeit zu fördern; und schließlich weniger feste Führungspositionen zu benennen, sondern mehr flexible Führungsrollen im Team zu verteilen.

 

Wie das geht, welche Trigger und Driver die Umsetzung erschweren oder befördern, das wird auf rund 100 Seiten genauer ausgeführt, und mit Reflexionsfragen und Handlungsanregungen unterfüttert.

Im letzten Kapitel folgen dann die Anwendungsbereiche in der Praxis, die aus konkreten Schilderungen der vorgenommenen Maßnahmen und persönlichen Statements bestehen.

 

Alles in allem rund, doch recht wissenschaftlich in der Sprache. Die in zahlreichen, in Pink- bis Blautönen designten Grafiken stechen klar hervor und dürften für klassische Mittelstandsbetriebe vermutlich an mancher Stelle etwas vereinfacht dargestellt werden.

Miriam Engel