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Nach der Ego-Gesellschaft
Einfach die Welt verändern. 50 kleine Ideen mit großer Wirkung

Autor Thomas Ramge
Eugénie Harvey, David Robinson
Verlag sonstige

Pendo Verlag
200 Seiten
ISBN 3866120818
Preis: 18,00 EUR

112 Seiten
ISBN 3866120753
Preis: 7,90 EUR

Interessant, wie unterschiedlich zwei Titel ein und desselben Verlags ausfallen können: Das eine ein schlichtes Sachbuch, das zweite eine Sammlung möglicher Handlungen, einen Teil der Botschaften des ersten in die Praxis zu übersetzen. Wobei es weniger die Ideen sind, die „Einfach die Welt verändern“ zu einem liebenswerten wie anregenden Kompendium machen: Energiesparlampen kaufen oder Plastiktüten möglichst häufig zu verwenden (wenn denn überhaupt?) ist ja nun wenig innovativ. Verschenke ein Lächeln oder Lies einem Kind eine Geschichte vor hat viel mit Kommunikation zu tun und mit Offenheit Anderen gegenüber. Nutze Papier beidseitig hat mich Schmunzeln lassen: Hei, dann ist das ja doch nicht alleine deine Macke, dachte ich  …

Nach der Ego-Gesellschaft dagegen machte mir tatsächlich so etwas wie ein (schlechtes?) Gewissen: Sollte ich also tatsächlich weder von der IHK (Industrie- und Handelskammer) noch von der TU München erwarten, für jahrelanges ehrenamtliches Prüfen bzw. Schulen auch einmal einen bezahlten Einsatz zu erhalten? Immerhin bietet die IHK Seminare, immerhin offeriert die TUM nun Management-Seminare… Andererseits stelle ich erfreut fest, dass die Botschaft irgendwie stimmt, jedenfalls indirekt: Wer gibt, gewinnt – Die neue Kultur der Großzügigkeit. Denn plötzlich entstehen aus dem Netzwerk der IHK-Prüfer Werbekaufleute Aufträge – hat halt gedauert. Wie sollte ein Mitglied seinen Verband sehen: Immer nur in Erwartung geldwerter Vorteile für eine Mitgliedsbeitrag, siehe beim GABAL e.V. etwa den Buchgutschein? Kann aus dem ideellen Netzwerk auch einmal ein Auftrag unter einander entstehen, wie etwa aus einem klar zielgerichteten Netzwerk Selbständiger inform einer GmbH, siehe Cayla Consulting Group (www.caylagroup.com)? Einige eigene Versuche, per Anzeige in unseren GABAL impulsen (die ich verantworte, mit intensiver Mitarbeit von Erna Schäfer – und natürlich Zuarbeit der Vorstands-KollegInnen sowie anderer Mitglieder) haben mich in dieser Hinsicht desillusioniert… Ääh ja, konkret zum Buch: Der Autor vermittelt (mir jedenfalls), es sei an der Zeit, wieder mehr freiwilliges Engagement zu gewinnen. Dass zwar viele gerne in Vereinen organisiert sind (die deutsche Vereinsmeierei, meine Worte), andererseits zu wenige „flexible Helfer“ einsetzbar, habe u.a. mit der Struktur vieler Organisationen zu tun: preußisch geprägt. Auch würden „… Menschen heute nicht mit Ihrem Milieu automatisch in bestimmte Formen des sozialen Engagement hineingeboren“. Andererseits gibt es in D offenbar noch zuwenig pekuniäre Anreize, inform von Stiftungen Geld anzulegen, wenn man es denn hat. Wobei auch eine Bill- und Melinda-Gates-Stiftung mit einer Ausstattung von insgesamt 60 Milliarden (!) Dollar (inkl. 30 von Warren Buffet) durchaus in der Diskussion ist – das könne Effekte à la multinationalen Konzernen erzeugen, siehe Abhängigkeiten und und und. Nichtsdestrotrotz: die tun was!

Botschaft Ramge: Eine Frage der Erziehung, der Bildung – „… zur Verantwortung“. Er berichtet von Patenschaften in Laborschule oder anderen reformpädagogisch orientierten Einrichtungen (siehe auch meine Sammel-Rez. zu Hartmut von Hentig-Publikationen): „Wann immer ein „Kleiner“ ein Problem hat, soll er sich zunächst an seinen „großen“ Paten wenden. Nur wenn der nicht weiterweiß, darf der Lehrer hinzugezogen werden. Die Jüngeren lernen Verhalten und schulische Inhalte von den Älteren, die jedoch mehr als „nur“ Verantwortung: Zum einen wiederholen sie beim Erklären… und festigen dabei ihr Wissen….“ Hei, klingt nach dem, was wir auch mit Erwachsenen erreichen wollen, oder? „Mit wachsenden sozialen Kompetenzen steigen auch die Bildungserfolge…“ Dass der zivilisierte Mensch der heutigen Zeit etwa in Mitteleuropa mehr ist als „nur“ Homo Oeconomicus, also rein auf Erfolg ausgerichtet, will Ramge durch Beispiele der Spieltheorie belegen: Hier zeige sich, dass durchaus Altruismus möglich sei, wo Egoismus scheinbar vorherrsche (S. 200). Denn letztlich gilt: „Wenn alle geben, werden alle gewinnen. Sie auch!“ Dem ist wenig hinzuzufügen…

Hanspeter Reiter