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Nach allen Regeln der Kunst

Autor Ackermann/Winter (Hsg.)
Verlag LIT
ISBN 978-3-643-50483-8

Das ist eine Festschrift – für Peter Kuon zum 60. Geburtstag, damit wissenschaftlich aufgebaut – Vorteil: ausführliche Zitate mit Quellenangaben = Vertiefung ist für interessierte LeserInnen möglich! Auch und gerade für Weiterbildner, denn hier geht um Kreativität und deren Umsetzen in „Werke und Studien zur Literatur-, Kunst- und Musikproduktion“ – und damit letztlich um das Nutzen derselben für Kommunikation und Führung! Oder auch als Muster und somit „Steilvorlagen“ für alle, die kreatives Vorgehen in praxi umsetzen möchten, weil einige Beiträge auch zeigen, „Wie sich durch freiwillig gewählte Regeln kreatives Potential entfaltet“ (U4). „Als geeigneter Ausgangspunkt bot sich Peter Kuons Beschäftigung mit dem Oulipo an, dem 1960 gegründeten „Ouvroir de littérature potentielle“ … Das erklärte Ziel des Oulipo war und ist es nicht, literarische Werke zu schaffen, sondern neue Strukturen, Formen und Regeln als Anregungen für die schriftstellerische Praxis hervorzubringen … Erst die freiwillige Befolgung einer formalen Regel setzt nach ihrem Credo jenes Potential frei, das gemeinhin der ungebundenen, keinerlei Regeln unterworfenen Schöpfung zugesprochen wird.“ (S. 11) Dies findet der Leser auf unterschiedlichste Literatur-Genres wie auch konkrete Werke angewandt, etwa Sonett (S. 31ff.) oder „Der Zauberberg – ein linguistischer Roman?“ (S. 66ff.). Spiel und Literatur werden als Analogie diskutiert (S. 106ff.) oder „Musikhistorische Beispiele in Analogie zu Techniken von Oulipo“ zitiert (S. 152ff.) und somit die Technik vorgemacht. Auf Sprachen-Unterricht wird das Vorgehen ebenso bezogen (für mich unerschlossen, weil: Artikel in französischer Sprache, S. 165ff.) wie „Leserstrahlen“ präsentiert (S. 239ff.: Hundert Aphorismen in zwei Alphabeten, gefolgt von einem Akrostichon). Also eine Fülle transfer-orientierter Inhalten, die Leser wahlweise schlicht konsumieren oder für sich anwenden kann … Nett die „Kunst im Buch“: Zwei Daumenkinos erheitern den Leser, rechts unten von vorne nach hinten blätterbar, links oben „rückwärts“ von hinten nach vorne – sehr schön! Und auch noch mit illustrierter Anleitung von Herbert Kapplmüller für alle Leser ohne Daumenkino-Erfahrung ;-) (S. 307). Viel Lese-Vergnügen und zugleich – Gewinn!

Hanspeter Reiter