Montecristo
Autor | Martin Suter |
Verlag | Diogenes |
ISBN | 978-3-257-06920-4 |
Von diesem schweizerischen Autor sind wir es gewohnt, dass er Wirtschaftsthemen gekonnt, versiert, verständlich und spannend aufbereitet, im Krimi-Format. Dass trotz vieler erfolgreicher Autoren und Titel ein Medienhaus sich schwer tun kann, passt exakt in die Thematik dieses Krimis: Sein Verlag Diogenes hat echte Probleme im Jahr 2015, was nur dem starken Franken geschuldet ist – und viele andere Verlage auch oder gar mehr betrifft. Schön, dass Ende August dann die Nachrichten wieder positiver werden … Doch zum Geschehen von „Montecristo“: „Ein Personenschaden bei einer Fahrt im Intercity und zwei Hundertfrankenscheine mit identischer Seriennummer: Auf den ersten Blick hat beides nichts miteinander zu tun. Auf den zweiten Blick schon. Und Videojournalist Jonas Brand ahnt bald, dass es sich nur um die Spitze eines Eisbergs handelt. Ein aktueller, hochspannender Thriller aus der Welt der Banker, Börsenhändler, Journalisten und Politiker – das abgründige Szenario eines folgenreichen Finanzskandals.“ Ein sehr Schweiz-spezifischer Blick auf die Hintergründe der Finanzkrise(n) wird hier geboten, der zu den aktuellen Enthüllungen rund um zig Milliarden Altkonten-Franken passt, die gerade jetzt (im Sommer 2015) durch die Medien gehen. Schritt für Schritt lässt sich Brand ins Geschehen hinein ziehen – und nimmt LeserIn mit, Ausgangspunkt nochmals die Bahn: „Die Weiterfahrt ist blockiert, draußen liegt ein Toter. Brand schultert die Kamera, hält die beklemmende Situation fest und befragt die Mitreisenden. Er ist freischaffender Videojournalist, der allerdings von Höherem träumt: Er möchte Filme machen, und sein Projekt »Montecristo«, eine Geschichte über Verrat, Betrug und späte Rache, hat Blockbuster-Potenzial – wenn ihm nur jemand eine Chance geben würde. Als er sich in Marina Ruiz verliebt und sie ihm seine Träume entlockt, rücken diese erneut in den Vordergrund. Knapp drei Monate später spielt ihm der Zufall wieder etwas Seltsames in die Hände: zwei Hundertfrankenscheine mit identischer Seriennummer – beide, wie man ihm bei der Bank verblüfft bestätigt, eindeutig echt. Und dann wird Brands Wohnung durchwühlt und er selbst auf offener Straße zusammengeschlagen und beraubt. Jemand soll offenbar eine Ungereimtheit aus der Welt schaffen – und damit zugleich Zweifel an der Glaubwürdigkeit einiger staatstragender Persönlichkeiten.“ Wie dem Leser noch vor der Hauptperson klar wird, ist schlichte Bestechung, was als Kultur-Invest in sein Projekt scheinbar endlich die Chance bildet, sich als Künstler zu etablieren, jenseits der schnöden Medien-Welt. Bleibt die wieder kehrende Frage, wie Brand damit doch zu reüssieren vermag – oder muss er scheitern? Suter-typische Spannung, mit viel bestens recherchierter Info versehen – und bedauerlicher Weise zu einem Thema, das nach wie vor präsent ist … HPR