Mit Sigmund Freud in Italien. Im Land der Träume.
Autor | Jörg-Dieter Kogel |
Verlag | Aufbau |
ISBN | 978-3351037482 |
Jörg- Dieter Kogel zeigt charmant und detailliert, inwiefern „Sigmund Freud (….) verrückt nach Italien (war)“ (S. 9) und inwiefern der Leser eine gänzlich andere Seite der Persönlichkeit kennenlernt als jene des professionellen Therapeuten.
Der Autor entführt den Leser nicht nur in Freuds Italien hinein, sondern stellt hier und da (nicht systematisch) auch Bezüge zu dem jeweiligen Interesse Freuds im Rahmen einer ausgiebig vorbereiteten Italienreise her.
Sigmund Freud und seine jeweilige ausgewählte Begleitung (der Bruder, Alexander Freud, der Schüler, Sándor Ferenczi, die Schwester seiner Gattin, Minna Bernays, ein Mal seine Gattin) ergänzten und bereicherten einander. Die zwei- bis dreiwöchigen Reisen, die Freud im Anschluss an die mehrwöchige „Sommerfrische“ mit der Familie, wurden inhaltlich und, mit Unterstützung des damals autoritativen Baedeckers, in Bezug auf das Besichtigungsprogramm akribisch von Sigmund Freud vorbereitet und waren ebenso Bildungs- wie Genussreisen, mal in luxuriösen, mal in weniger komfortablen Hotels, und stets mit hervorragendem Essen. Der Autor wird nicht müde, die Sehnsucht Freuds nach Italien, seine Zuneigung zu dem Land, der Landschaft, der Kultur der Muße und des Essens wie des Genusses, zu beschreiben, häufig mit Freuds Worten (Zitate). Der Leser erfährt, dass Italien ein Jugendtraum Freuds war und erfährt, wie essentiell die Italienaufenthalte für die Leistungskraft des Psychoanalytikers waren.
Unweigerlich kommt der Autor auch auf Freuds Enthusiasmus bezüglich archäologischer „Dinge“, und hier nehme man das ebenfalls in diesem Jahr erschienene Buch hinzu „Freuds Dinge: Der Diwan, die Apollokerzen & die Seele im technischen Zeitalter“ von Lothar Müller aus dem Verlag Die Andere Bibliothek. Denn beide Bücher bereichern einander in der Weise, dass sie mehr (Müller) und weniger (Kogel) Beziehungen zu Freuds Theorien, Theoremen, Konzepten, Modellen, insbesondere zur Traumdeutung, herstellen und auf diese Weise sowohl das Wissen um die Persönlichkeit Sigmund Freuds als auch um theoretisch relevante Einflüsse aus ganz anderen Sphären erweitern.
Jörg-Dieter Kogel lässt den Leser teilhaben an allen Stationen Freuds, an belegten und vermuteten Gründen für die Italienliebe ebenso wie für die (zuerst) ausgeprägte Furcht vor dem Reisen mit der Bahn. Der Autor gibt Einblicke in die Gründe für die ausgewählten Begleiter und fächert auf, wie sich Freud auf seine Reisen vorbereitete, welche Funktion das finanzielle Budget dabei hat und lässt Sigmund Freud mitteilen, was es bedarf, um sich wohlzufühlen, unbeschwert und genießerisch-schwelgerisch im Süden zu (ver)weilen.
Das Buch selbst ist ein Lesegenuss und spricht nicht nur Freudianer, Freud-Sympathisanten, sondern auch jene an, die gern Reiseberichte lesen, die auch der Bildung gut tun. Dr. Regina Mahlmann www.dr-mahlmann.de.