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Messer

Autor Jo Nesbo
Verlag Ullstein
ISBN 978-3-550-08173-6

„Ein Fall für Harry Hole“, der zwölfte nämlich… Der ihn mal wieder an alle Grenzen bringt, wenig überraschend – doch wieder eindeutig ein Skandinavien-Thriller: Weniger Lokalkrimi, vielmehr ziemlich „noir“ … Damit immer in bester Tradition, begründet wohl von Henning Mankell und seinem ziemlich schwierigen Charakter Kurt Wallander…

Harry Hole – at his best?
… oder eher mal wieder „at his worst“?! Wer seinen Werdegang verfolgt hat, wird wissen: Spannung erwartet den Leser, verzweifelte Situationen – und durchaus das Überschreiten von Grenzen. Wenn ihm jemand zu nahe kommt, kann er zum Berserker werden, ohne Rücksicht auf Verluste. Wobei – wenn es um die Familie geht?! „Brillant und radikal einzelgängerisch – Harry Hole, der aus Schneemann und Durst bekannte Ermittler, ist zurück in einem wütenden Kampf gegen den Mörder, der ihn seine ganze Karriere verfolgt hat. Kommissar Harry Hole ist am Boden. Seine Ehe und seine Karriere hat er aufs Spiel gesetzt. Und verloren. Nach einer durchzechten Nacht erwacht er ohne jede Erinnerung. Seine Kleidung ist voller Blut. Und nun beginnt für ihn der wahre Albtraum.“ Schon sagenhaft, wie wenig Menschen manchmal aus den erlebten Konsequenzen ihres Tuns lernen! Doch diesem (Anti-)Held hilft genau das, schließlich den Fall zu „lösen“. Doch um welchen Preis… Es ist wirklich bemerkenswert, wie „der unumstrittene König des skandinavischen Kriminalromans“ (The Times) über fast 600 Seiten Spannung aufbauen kann – sie halten und immer wieder aufs Neue „anfachen“!

PTBS
…ist zentrales Thema, wie sich früh zeigt. Und natürlich darf Leser von Nesbo erwarten, dass er bestens recherchierte Fakten einbaut, geboten von seinen Figuren (S. 165f. z.B. oder S. 441f.). Oder das Herantasten an potenzielle Täter über die acht Kategorien von Mördern (lt. Prof. Paul Mattiuzzi, etwa S. 232ff., allein das lehrreich). Dass sich sogar Militärs und Spione Gedanken über das machen, was sie da tun, wenn auch nur gelegentlich, unterstellt der Autor positiv in Selbstreflexionen wie dieser: „..was sich am schlimmsten angefühlt hat, war… als ich einen Menschen mit Vorsatz dazu gebracht habe, mir zu glauben, um ihn dann zu hintergehen.“ (S. 318f.). Uptodate zeigt sich Nesbo auch, wenn er innovative Mobilitäts-Ideen in die Diskussion bringt: Schwebebahnen (S. 343ff.). – oder „autonome“ Fahrzeuge (S. 400f., wobei es dort um die häufig aufgeworfenen Ethik-Fragen geht, wie später auch S. 564f., rund um die Lösung des Falls). Wow, Ideen muss der Autor haben! Leser lasse sich mitreißen… Und hinhalten: Natürlich gibt es auch hier einen Cliffhanger! Da bin ich dann mal wieder gespannt! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter