Mehr aus weniger
Autor | Andrew McAfee |
Verlag | DVA |
ISBN | 978-3-421-04846-2 |
„Die überraschende Geschichte, wie wir mit weniger Ressourcen zu mehr Wachstum und Wohlstand gekommen sind – und wie wir jetzt unseren Planeten retten“ ist durchaus zu hinterfragen: Der Autor ist da manches Mal arg optimistisch – und interpretiert Zahlen wie Ereignisse halt in seinem Sinne. Dennoch: viel nachdenklich Machendes und Anregendes, gerade wegen der mal anderen Perspektive, die er einnimmt.
Ressourcen beachten
Darum geht es letztlich, wie wir mit unseren Ressourcen umgehen, selbst wenn sie immer wieder mehr verfügbar scheinen als auch schon. Was natürlich auch mit Ökonomie zu tun: Scheinbar Endliches, weil sonst zu teuer im Gewinnen und Verarbeiten, werden Stoffe innovativ anders greifbar, siehe etwa Fracking (das McAfee ebenfalls einseitig ansieht). Lassen Sie sich also triggern, ob zum Widerspruch oder zum Nicken – wahrscheinlich mal das eine, mal das andere: „Wie der Kapitalismus doch noch die Welt rettet .. Die Menschheit hat einen Scheitelpunkt ihrer Geschichte erreicht, und das Fazit ist verblüffend: Trotz stetigen Bevölkerungswachstums verbrauchen wir Jahr für Jahr weniger Ressourcen für Energie und Konsumgüter. Wie kann das sein, wo wir doch vom Gegenteil überzeugt sind?“ Jedenfalls könnte das sein, denn „der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Andrew McAfee stützt seine brillante Analyse auf skrupulös erarbeitetes Zahlenmaterial und zeigt, welche technologischen Errungenschaften diese Wende herbeigeführt haben.“ Menschgemacht natürlich, wie (fast) alles in den vergangenen Jahrtausenden…
Innovationen nutzen
…das ist ein wieder kehrendes, nachvollziehbares Credo. Immerhin: „Dennoch müssen wir den realen Bedrohungen von Erderwärmung, Verschmutzung und Überfischung der Ozeane begegnen. Dieses Buch wird einen Paradigmenwechsel einläuten, wenn es darum geht, über unseren Planeten und seine Ressourcen fernab von Alarmismus fundiert zu diskutieren.“ Dazu analysiert er ausgiebig Geschichte und Gegenwart, Einflüsse des Menschen integrierend und durchaus „industrielle Fehltritte“ benennend (S. 47ff.). Zentral die These, dass (neben dem bereits angeführten Erweitern von verfügbaren Rohstoffen) im Laufe der Zeit immer weniger Material zu verarbeiten sei, was er „die überraschende Dematerialisierung“ nennt (S. 92ff.). 1. Kapitalismus als Träger der Entwicklung steht für ihn außer Frage, wobei dieses System für ihn einer der vier Reiter ist, die er im Kapitel 10 aufgaloppieren lässt, eben im Gegensatz zu den apokalyptischen quasi die offenbarenden Reiter, den Fortgang der (menschlichen) Erdgeschichte stützend: 2. Technologischer Fortschritt, 3. Bürgernahes, reaktionsfähiges Regierung, 4. Öffentliches Bewusststein. Was andeutet, dass Kommunikation, Transparenz und Beteiligung relevante Aspekte für ihn darstellen. Er sieht „die zentrale Bedeutung zwischenmenschlicher Bindungen: soziale Isolation“ (S. 246ff.) wie auch „die Kräfte der Konzentration“ (S. 231ff.), wagt einen „Blick in die Zukunft: So wird die Welt sauer“ (natürlich auch mit Markt-Kräften…) – und fordert „Interventionen: Wie wir Gutes tun können“, heißt also auch das Individuum. Einen Ausblick wagt das „Schlusswort: Unser nächster Planet“ (S. 319ff., vor einem ausführlichen Anhang zur Gesamtfülle von 380 Seiten). Bleibt eigentlich nur dies: lesen, nachdenken, diskutieren. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de