Leo Berlin
Autor | Susan Goga |
Verlag | dtv |
ISBN | 978-3-423-21390-5 |
„Ein Fall für Leo Wechsler“, ein weiterer nämlich, für den agilen leitenden Kommissar, der im Berlin der 1920-er Jahre nicht nur mit Mördern und anderen Verbrechern im Wettstreit steht: Eigentlich sind leitende Positionen eher für andere vorgesehen, Adeligen etwa. Und so muss er sich auch noch einen adeligen Kollegen eher vom Leib halten als ihn einzusetzen, weil dieser ihm auch noch Steine in den Weg legt. Dazu seine private Situation als allein erziehender Vater, der sich fragen muss: Nutze ich meine Schwester aus, die mir den Haushalt führt und sich um die Kinder kümmert, wenn ich mal wieder Überstunden mache – oder gar zu meiner Gelegenheits-Geliebten schaue? Was es ihm kaum leichter macht, zwei Fälle aufzuklären, die evt. sogar miteinander zusammen hängen: Da ist der Wunderheiler, mit seiner Jade-Statue eines Buddha erschlagen. Und die ermordete Prostituierte im Scheunenviertel. Er sucht u.a. im Milieu der Vermögenden, aus dem sich die Klientel des Heilers rekrutierte. Ging es wirklich nur ums Heilen? „Sex, Drugs [&] Rock´n Roll“ waren vielleicht schon Jahrzehnte früher im Schwange als gedacht J … Interessant auch durch das Parallel-Erleben „durch die Augen“ des Täters, sofort erkennbar durch Kursivschrift. Frei davon, dem Leser einen Vorsprung gegenüber dem Kommissar zu liefern, kommt er ihm dennoch parallel zu Leo Wechsler auf anderen Wegen immer näher … Die Autorin verknüpft auch hier exzellent ihre intime Kenntnis Berliner Lokalkolorits mit tiefen Einsichten in die deutsche Gesellschaft Anfang der 1920-er Jahre. Das nimmt Leser mit, zur spannenden Geschichte und einfühlsamen Darstellung der Charaktere. Siehe auch „Die Tote von Charlottenburg“, von mir ebenfalls bereits rezensiert. HPR